"Weil ich gerne gut esse, komme ich immer nach Ayl"

Ayl · Wolfgang Kleff ist oft in Ayl, weil er aus Kindern der Region gute Torhüter machen will. Als Torwart von Borussia Mönchengladbach feierte er in den 1970er Jahren zahlreiche nationale und internationale Erfolge. 1974 war er hinter Sepp Maier die Nummer 2 im deutschen Tor.

 Wäre stinksauer, wenn die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde ausscheidet: Wolfgang Kleff. Foto: dpa

Wäre stinksauer, wenn die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde ausscheidet: Wolfgang Kleff. Foto: dpa

Ayl. Torwartlegende Wolfgang Kleff sitzt zusammen mit dem früheren Manager des KFC Uerdingen auf dem Balkon vor dem Restaurant Linden\'s in Ayl. Kurz vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien trainieren beide gemeinsam Jugendliche in Luxemburg. Unser Reporter Alexander Schumitz hat mit Kleff über die Region, die Jugendarbeit und das deutsche Team gesprochen. Ich habe gehört, dass Sie schon häufiger in Ayl waren. Was zieht Sie in das Weindorf?Kleff: "Mit der Fußballschule ,goals and more\' trainiere ich oft Kinder und Jugendliche in Luxemburg. Vor drei Jahren habe ich mich erkundigt, wo man in der Region gut essen kann. Mir wurde das Linden\'s in Ayl empfohlen. Und weil ich gerne gut esse, komme ich immer wieder hierher. Ich fühle mich hier wohl."Wieso trainieren Sie Kinder und wie sieht so ein Training aus?Kleff: "Mit Klaus Arenz hatte ich früher gemeinsam eine Fußballschule am Niederrhein, aus der ich mich inzwischen aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen habe. Heute gebe ich nur noch die eine oder andere Trainingseinheit. Denn gerade die Torleute werden beim Training sehr vernachlässigt. Das Training muss leistungsgerecht sein, darf die Kinder auch fordern, aber nicht überfordern. Sie sollen Spaß am Fußball haben."Und was lernen die jungen Torhüter bei Ihnen? Denn oft sind das ja in Jugendmannschaften diejenigen, die zu dick sind und nicht gerne laufen.Kleff: "Genau, die, die zu faul sind und draußen nichts können, werden ins Tor gestellt und sind die ärmsten Schweine. Sie werden vorwurfsvoll angeschaut, wenn sie einen Ball reinlassen, obwohl der Abwehrspieler vorher dreimal neben den Ball getreten hat. Da gehen die Buben oft weinend vom Platz. Ein guter Trainer muss hier eingreifen, denn die Fehler werden meist vorher gemacht. Die Sechsjährigen lernen anfangs, wie sie einen Ball richtig fangen. Oft sehe ich, dass die Kinder Talent haben, aber sie kommen nicht weiter, weil man ihnen nicht erklärt, wie sie es richtig machen."Sie gehören ja schon zu einer etwas unglücklichen Torwartgeneration. Einerseits wurden Sie von Sepp Maier auf die Ersatzbank verdrängt, und andererseits ist Toni Schumacher an Ihnen vorbeigezogen.Kleff: "Ich hab\'s befürchtet. Als Torwart muss man Selbstvertrauen haben. Ich war die Nummer 1 in Deutschland und bei Borussia Mönchengladbach. Maier war sie auch in Deutschland und bei Bayern München. Der Unterschied zwischen uns beiden war, dass er im Nationalteam die Bayernabwehr mit Paul Breitner und Franz Beckenbauer vor sich hatte. Bei zwei gleichwertigen Torleuten würde ich mich bei der Aufstellung auch immer danach richten, welche Spieler vor ihm stehen. Als Toni Schumacher die Nummer 1 wurde, war ich schon älter und verletzt. Da musste ich mich erst wieder ran arbeiten, um in der Bundesliga Fuß zu fassen."Also muss man die Frage, ob Manuel Neuer oder Roman Weidenfeller in Brasilien die Nummer 1 im deutschen Team ist, nicht hochstilisieren?Kleff: "Nein. Neuer ist seit Jahren die Nummer 1 und hält hervorragend. Das Wichtigste ist, dass er gesund ist und verletzungsfrei spielen kann. Das habe ich am eigenen Leib gespürt. Ich habe als Aktiver teilweise meine Verletzungen heruntergespielt, habe Schmerzmittel genommen. Wenn man verletzt ist und ein Zwicken spürt, hat man nicht die nötige Sicherheit. Man konzentriert sich auf seine Schmerzen, nicht auf das, was wichtig ist: Das Spiel und den Gegner."Wie werden Sie die Fußball-Weltmeisterschaft erleben?Kleff: Heute Abend bin ich in Berlin. Ein Verlag hat mich eingeladen, um das Eröffnungsspiel zu schauen."Zum Schluss: Wer wird Weltmeister?Kleff: "Eine von den 24 Mannschaften, die um den Pokal spielen. Ich hoffe aber, dass die Deutschen möglichst lange mitspielen. Wenn unsere Mannschaft in der Vorrunde ausscheiden würde, wäre ich stinksauer. Das wären nur drei Events, zu denen die Leute aus ihrer Höhle rauskommen. Und das wäre ausgesprochen schade." itzExtra

Wolfgang Kleff ist 67 Jahre alt. Er hütete von 1968 bis 1979 und von 1980 bis 1982 das Tor von Borussia Mönchengladbach. In dieser Zeit wurde er mit der Mannschaft vier Mal Deutscher Meister, er holte mit ihr außerdem den DFB-Pokal und den UEFA-Cup. Er war Mitglied des Kaders, der die Fußball-WM 1974 gewonnen hat. Kleff spielte unter anderem für Hertha BSC Berlin, Fortuna Düsseldorf und VFL Bochum. Mit dem Abstieg des FSV Salmrohr aus der Zweiten Bundesliga 1987 beendete er seine Profikarriere. itz

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