Weinbau lukrativ machen

KONZ-OBEREMMEL. Eberhard von Kunow, Besitzer des renommierten und hoch dekorierten Weingutes von Hövel in Oberemmel, ist neuer Vorsitzender des Regionalverbandes Mosel-Saar-Ruwer des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP).

"Aus Tradition der Qualität verpflichtet" - so lautete die Maxime, die Triers früherer Oberbürgermeister Albert von Bruchhausen (1904 bis 1927) ausgab, als er 1908 drei Konsortien zum "Trierer Verein von Weingutsbesitzern der Mosel, Saar und Ruwer" zusammenschloss. Hauptsächlicher Sinn dieses geeinten Interessen-Verbandes war, gemeinsam Weinversteigerungen zu organisieren und damit den Absatz über die Landesgrenzen hinaus zu steigern. Der zu Beginn des Jahrhunderts gegründete Verein ist direkter "Vorläufer" des heutigen Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Großer Ring. In VDP wurde der Verein 1971 umbenannt, als das neue Weingesetz in Kraft trat. Dabei steht die Bezeichnung "Großer Ring" für die regionale Abgrenzung der Mosel-Saar-Ruwer-Betriebe. 30 Weingüter der Region dürfen sich VDP-Betriebe nennen, 200 sind es bundesweit.Trauben-Adler für höchstes Niveau

Hierzulande, aber auch weltweit, ist längst bekannt, dass ausschließlich Weine auf höchstem Niveau am Flaschenhals die Kappe mit dem Trauben-Adler tragen dürfen. Welche Weine von Mosel, Saar und Ruwer dazu gehören, darüber entscheidet die Mitgliederversammlung des VDP. Der neue VDP-Vorsitzende des Großen Rings, Eberhard von Kunow, nennt die Kriterien: "Die Qualität der Weine ist das wesentliche Merkmal. Und die beurteilen wir anhand vieler Jahrgänge und über einen langen Zeitraum hinweg." Voraussetzung sei auch, dass der Betrieb mindestens zu 75 Prozent Riesling produziere. Auch eine gewisse Mindestgröße spiele eine Rolle. "Dabei ist die nicht unbedingt klar definiert", sagt von Kunow. "Wichtig ist auch, dass der jeweilige Winzer zu uns passt." Denn Mitglied wird stets der Besitzer und nicht der Betrieb. Wird ein VDP-Weingut veräußert, ist der Besitzer somit nicht länger Mitglied. Die Personenregelung gebe es auch deshalb, "weil wir nicht unbedingt die Weinhandlungen im Verein haben wollen, sondern die Winzer", erläutert der Weinbau-Ingenieur. Haupt-Ziel des VDP sei, die Qualität der Betriebe zu sichern. "Jedes Weingut wird alle vier Jahre durch eine unabhängige Kommission VDP-geprüft", erklärt der 55-Jährige. "Das ist kein Abstrafen, sondern wir wollen uns gegenseitig helfen und stetig verbessern." Dabei ist sich der Oberemmeler Winzer sicher: "Jeder bei uns gibt sich größte Mühe, hohe Qualitäten herzustellen." Von denen kann sich das Fach- sowie das Laienpublikum regelmäßig überzeugen - Letzteres immer Anfang Juni bei der großen Präsentation (und Probe) im Tagungszentrum der Industrie- und Handelskammer Trier. Ein weiterer Termin steht in Kürze wieder an: Kommissionäre treffen sich am 15. September in der Europahalle zur Große Ring-Versteigerung. Und in London kommt ebenfalls alljährlich ein Fachpublikum zur Präsentation zusammen. "Unser Ziel ist, die nassen Versteigerungen, bei denen alle Weine probiert werden können, beizubehalten."Wein ist ein Stück Kultur

Dass bei den Präsentationen zunehmend mehr junge Leute zum Verkosten kommen, freut von Kunow ganz besonders: "Wein ist wie Bücher oder Musik ein Stück unserer Kultur. Das wird mehr und mehr begriffen. Ich wünschte mir, dass unsere Universitäten - wie die Colleges in England - alle mit Weinkellern ausgestattet wären." Ein weiterer Wunsch von Kunows, den viele VDP-Mitglieder teilten, ist wahrscheinlich realistischer: "Wir würden gerne wieder da hin kommen, wo wir vor dem Ersten Weltkrieg standen. Da kosteten unsere Weine so viel wie die der Franzosen heute. Wir müssen es schaffen, den Weinbau wieder lukrativ zu machen." Über das Wie hat der bescheiden auftretende von Kunow seine ganz eigenen Vorstellungen: "Wir müssen uns ganz, ganz langsam der Neuzeit anpassen. Ohne großes Geschrei und ohne dabei auf jeden neuen Zug aufzuspringen. Schließlich wollen wir kein Strohfeuer entzünden und einen Haufen Asche hinterlassen, sondern möchten auf Dauer blühende Wiesen sehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort