Weltenbummler: Von Saarburg nach China und zurück

Saarburg · Heiner Behr hat jahrelang im Ausland gelebt. In England hat er studiert, in China gearbeitet. Vor einigen Monaten ist er in seine Heimatstadt Saarburg zurückgekehrt. Die weiß er nun zu schätzen.

Weltenbummler: Von Saarburg nach China und zurück
Foto: (h_sab )
 Heiner Behr hat in seinem Büro ein Bild aus China hängen (Foto links). Mit seiner Frau Maricel war er zur Chinesischen Mauer gereist, die auf dem Berg im Hintergrund zu sehen ist (Foto oben). Das kleine Bild zeigt den mittlerweile ein Jahr alten Sohn Maximilian der beiden vor der Skyline von Peking. TV-Foto: Marion Maier, Fotos (2): Privat

Heiner Behr hat in seinem Büro ein Bild aus China hängen (Foto links). Mit seiner Frau Maricel war er zur Chinesischen Mauer gereist, die auf dem Berg im Hintergrund zu sehen ist (Foto oben). Das kleine Bild zeigt den mittlerweile ein Jahr alten Sohn Maximilian der beiden vor der Skyline von Peking. TV-Foto: Marion Maier, Fotos (2): Privat

Foto: (h_sab )
Weltenbummler: Von Saarburg nach China und zurück
Foto: (h_sab )

Heiner Behr gehört nicht zu den lauten Menschen, die anderen ihre Geschichten aufdrängen. Er ist eher einer von der zurückhaltenderen Sorte. Dabei hat der 30-Jährige eine Menge zu erzählen.

Die Auslandsaufenthalte Bereits mit 16 Jahren ist der gebürtige Saarburger nach England gegangen und hat dort sein Abi und schließlich auch sein Studium absolviert. Er studierte Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt chinesische Geschichte und Kultur. Dann kam China: Zwei Pflichtsemester verbrachte er in der Hafenstadt Ninbo. Auch seine Masterarbeit schrieb er dort. Schließlich arbeitete er sieben Jahre lang in Peking, zuletzt beim VW-Konzern mit 2000 Mitarbeitern allein in der Großstadt.

Die Rückkehr Im Oktober vergangenen Jahres ist Behr nach Saarburg zurückgekehrt. Nicht mehr alleine, sondern mit seiner Frau Maricel, einer Philippina, und seinem nun einjährigen Sohn Maximilian. Von der Millionenmetropole zurück in die 7400-Einwohner-Stadt - was ist das für ein Gefühl? Behr sagt: "Ich habe mich gefreut, zurückzukommen wegen der Natur und der guten Luft und der Möglichkeit, etwas zu gestalten." Frische Luft ist in Peking eher eine Seltenheit. Behr: "Gerade im Winter gibt es dort häufig Smog. Dann sieht man aus dem Wolkenkratzer nur noch 200 bis 300 Meter weit bis zum nächsten Hochhaus." Bei klarer Sicht hingegen könne man auf die 20 Kilometer entfernten Berge blicken. Am helllichten Tag sei es bei starkem Smog so dunkel, als würde die Nacht anbrechen. Das mache depressiv. Die Luft sei dann derart mit Dreck geschwängert, dass sie auf der Zunge einen süßlichen Geschmack hinterlasse. Draußen trügen die Menschen Masken. Seine schwangere Frau sei gar nicht mehr rausgegangen. In vielen Firmen surre das Luftreinigungsgerät.

Peking kontra Saarburg Behr sagt: "Die Großstadt hat mich nach wie vor fasziniert, weil sie viel zu bieten hat an Unterhaltung und vielfältigen Restaurants. Aber je länger ich dort war, desto bewusster wurden mir die Abstriche, die ich gemacht habe, und desto klarer wurde mir, dass ich dort nicht bleiben wollte. Ich wollte nicht nach 20 Jahren feststellen, dass ich Lungenkrebs habe." Nach sieben Jahren China hatte er zudem "Lust auf etwas weniger Geschwindigkeit". Dabei waren es gerade die Dynamik und der Aufbruch in dem Land, die ihn dorthin gelockt hatten: Wolkenkratzer, die aus dem Boden gestampft, und Straßen, die im Handumdrehen gebaut wurden. Dazu immer das Gewusel der Menschenmassen auf den Straßen der großen Städte. Heute sagt Behr: "Die Großstadt ist sehr anonym. Und ich habe realisiert, dass das nichts für mich ist. Das Miteinander in Saarburg ist da ganz anders. Egal, wo Sie hingehen, Sie kennen immer jemanden und kommen ganz anders ins Gespräch." Das sei wichtig für ein glückliches Leben. Der 30-Jährige bezeichnet es zudem als Luxus, in Saarburg neben den Freunden im Ausland heute noch dieselben Freunde zu haben wie vor 15 Jahren. Viele lebten noch in der Stadt und arbeiteten im benachbarten Luxemburg.

Die Arbeit Auch mit der Arbeit hat Heiner Behr es gut getroffen. Er hat den Familienbetrieb seiner Eltern in der vierten Generation übernommen, ein Autohaus mit 40 Mitarbeitern. Vater und Mutter arbeiten mit ("eine super Hilfe!"). Der Goßvater, der "den Laden groß gemacht hat", schaut jede Woche vorbei und fragt, wie's läuft. Doch von Anfang an war klar, wer Chef ist. Behr: "Mein Vater hat an meinem ersten Tag in der Firma die Mannschaft versammelt und die Ansage gemacht: ,Mein Sohn hat von nun an das letzte Wort. Wir ziehen uns zurück.'" Ein Zeichen großen Vertrauens, das Heiner Behr zu schätzen weiß. Seine Firma ist im Vergleich zum Pekinger Konzern zwar überschaubar, doch lobt Behr das breite Aufgabenfeld. Es reicht vom Verkauf über die Verwaltung des Teilelagers bis zur Lackiererei. Zudem stellt er fest: "Hier weiß man, was die eigene Anstrengung für ein Ergebnis hat." Allerdings sei es als Angestellter einfacher gewesen, am Abend abzuschalten. Behr: "Als Chef nimmt man abends immer etwas mit nach Hause und macht sich Gedanken." Bei allen Unterschieden sieht Behr auch Parallelen im Berufsleben der beiden Länder. Er sagt: "Die Wichtigkeit des Zwischenmenschlichen ist in China nicht zu unterschätzen." Er habe in einer Möbelfirma gearbeitet, in der die Mitarbeiter alle zwei Monate zum Karaoke-Singen eingeladen waren. Sie hätten für den Betrieb alles gemacht. Das Singen zum Instrumental-Playback will Behr zwar nicht in seiner Firma einführen, doch sagt er: "Mit den Mitarbeitern ein Feierabendbier zu trinken wird hier auch geschätzt." Das sei nicht so ganz anders, nur die Form unterscheide sich.

Die Pläne Zu seinem Kosmopoliten-Dasein sagt Behr: "Ich denke, ich kann mich gut anpassen. Das war ein Lernprozess, bei dem ich mich gut kennengelernt habe." Zu seinen Perspektiven meint der Saarburger Unternehmer: "Im Moment denke ich, dass ich mein kosmopolitisches Leben ausgekostet habe und den Lebensmittelpunkt erst mal hier habe, solange der Kleine aufwächst. Dafür kann ich mir keinen besseren Ort vorstellen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort