Weltgeschichte zum Anfassen

SAARBURG-BEURIG. Einen ganz besonderen Sympathiebeweis für ihre Heimat liefern die beiden Beuriger Urgesteine Ewald Meyer und Bernd Gehlen mit ihrem vor wenigen Tagen gedruckten "Beuriger Lese- und Bilderbuch". Nach zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen sowie intensiver Recherche in Archiven beleuchten die beiden die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.

 Drei für Beurig (von links): Ewald Meyer, Bernd Gehlen, Hans-Peter Merten.Foto: Susanne Windfuhr

Drei für Beurig (von links): Ewald Meyer, Bernd Gehlen, Hans-Peter Merten.Foto: Susanne Windfuhr

Die Idee, die Geschichte Beurigs in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg näher zu beleuchten und in irgendeiner Weise festzuhalten, sei Ewald Meyer und Bernd Gehlen vor zwei Jahren gekommen. "Nach einigen Todesfällen von älteren Menschen, die tatsächlich noch Beurig als Geburtsort in ihren Unterlagen eingetragen haben, ist uns nochmal bewusst geworden, dass immer mehr Wissen über Beurig verloren geht. Wenn die Zeugen von damals nach und nach weniger werden, wird es irgendwann niemanden mehr geben, der etwas von Beurig weiß", erzählt Bernd Gehlen. Zudem tauche Beurig in allen bisherigen Chroniken kaum auf, fügt Ewald Meyer hinzu.An ein Buch hatte zunächst keiner gedacht

Zunächst sei es Gehlen, der als Lehrer an der Katholischen Fachschule für Sozialwesen in Trier arbeitet, und Ewald Meyer, bis zu seiner Pensionierung 1993 Konrektor an der Hauptschule Saarburg, lediglich darum gegangen, die Zeit-Dokumente festzuhalten. "An ein Buch haben wir vor zwei Jahren noch nicht gedacht." Zahlreiche ältere Beuriger haben Meyer und Gehlen in den zurückliegenden eineinhalb Jahren aufgesucht. "Die Treffen waren sehr rührend und sehr fruchtbar", fasst Gehlen seine Eindrücke zusammen. Und er hat festgestellt: "Ich wurde darüber auch immer wieder mit meiner eigenen Geschichte konfrontiert." Wie früher gelebt, welche Bräuche gepflegt, wie Weihnachten oder Fastnacht gefeiert wurde, wollten die Autoren wissen. Auch den Beuriger Vereinen, dem Kammerforst, alten Haus- und Flurnamen sind eigene Kapitel gewidmet. Neben den persönlichen Gesprächen mit Zeitzeugen hätten vor allem die Pfarr-Chronik, die Chronik der Volksschule, alte Festschriften sowie das Archiv-Kreisblatt von Saarburg als wertvolle Text- und Foto-Quellen gedient. Die älteste Aufnahme stammt von 1896. Der 1930 geborene, ehemalige Hauptschul-Konrektor Meyer, der auch schon bei der Irscher Chronik seine Spuren hinterlassen hat, hält im Kapitel "Kindheitserinnerungen" seine eigene Geschichte fest. Darin schildert er, wie ihn sein Vater am 1. September 1939 in aller Frühe weckt und mitteilt, "dass Krieg ist" und die Mutter mit den Kindern flieht. Der nationalsozialistische Terror in Beurig ist im Buch ebenso Thema wie der passive Widerstand im Dorf und das Kriegsende. Auch dem Dichter, Schriftsteller und Priester Ernst Thrasolt ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Um Gestaltung und das Bild-Material hat sich der Fotodesigner Hans-Peter Merten aus Kastel-Staadt gekümmert, der Meyer und Gehlen auch privat verbunden ist. Er tritt zudem als Herausgeber des mehr als 300 Seiten starken Buches auf. 1000 Exemplare sind produziert worden. "Ich gehe damit zwar volles Risiko ein. Aber mich haben die Vorlagen der beiden Autoren so begeistert, dass ich das unbedingt machen wollte", sagt er. Auch vier "Fremd"-Autoren kommen im Buch zu Wort: So schreibt der ehemalige Lehrer Philipp Wey über "Die Wunderakten des ehemaligen Franziskanerklosters zu Beurig", der Ur-beuriger Wilhelm Kohn, alias Schouster Will, über die alten Hausnamen um 1930. Der frühere Volksschul-Leiter Bernhard Brost hat sich der Flurnamen der Gemarkung Beurig angenommen, und Pfarrer Nikolaus Zeimetz befasst sich mit dem Kriegsende in Beurig. Ewald Meyer haben bei seinen Recherchen vor allem die Erzählungen und Berichte rund um den Bombenangriff im Dezember 1944 berührt. "Das Thema kam in allen Gesprächen wieder auf." Bernd Gehlen habe fasziniert, "wie sich die Ereignisse der Weltgeschichte lokal widergespiegelt haben". Das Beuriger Lese- und Bilderbuch gibt es bei Bücher Volk für 29,80 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort