"Weniger produzieren"

TRIER. (red) "Tatsache ist, dass immer noch viel zu viel Wein von Rebsorten produziert wird, den die Verbraucher gar nicht wollen." Mit dieser Aussage wendet sich Weinbaupräsident Adolf Schmitt gegen die gegenüber Minister Hans-Artur Bauckhage erhobene Forderung der Elblingfreunde nach einer gesetzlichen Änderung der Hektarhöchstertragsregelung im heimischen Weinbau ( TV vom 23. Januar).

Grundsätzlich schreibe die EU-Gesetzgebung für alle Mitgliedsstaaten verbindlich vor, für die Einstufung von vergorenen Rebensäften in Wein eine Ertragsobergrenze einzuführen. Darauf weist Schmitt in seiner Stellungnahme zu der Forderung hin. Die Ertragsobergrenze ist nach seinen Worten in Deutschland und insbesondere an Mosel-Saar-Ruwer so hoch wie in keiner anderen Weinregion der Welt. Die Verhältnisse auf dem Weinmarkt hätten sich grundlegend geändert: Verbraucher fragten Weißweine weniger stark nach als Rotweine. "Und dieses Verhalten der Verbraucher hat nun wirklich nichts mit fehlender kontinuierlicher Marktbeschickung zu tun", betont der Präsident.Mehr erzeugt als absetzbar

Die Tatsache, dass die Mengenregulierung noch nicht zu einer Preisstabilität, geschweige denn zu einer Preiserhöhung geführt hat, liegt nach Auffassung Schmitts unter anderem in folgendem Faktum begründet: Der Höchstertrag von 125 Hektoliter pro Hektar liege immer noch über dem Level der Weinmengen, die man vermarkten könne. Nicht nur an der Obermosel seien im Herbst 2002 wegen der Höchstertragsreglung 20 bis 40 Prozent der Trauben hängen geblieben ­ auch in den Anbaugebieten Pfalz und Rheinhessen sei dies mit den niedrig-preisigen Weißweinsorten geschehen. Qualitätsorientierte Selbstvermarkter hätten durch Teilentfruchtung oder selektive Lese 30 bis 50 Prozent des möglichen Ertrags auf den Boden geschnitten. Zwar sei das so genannte Parken von Weinmengen ­ so Schmitt ­ durch eine Gesetzeslücke tatsächlich gegeben. In den Gremien des Deutschen Weinbauverbandes sei man sich einig, dass diese Lücke geschlossen werden müsse.Chancen für die Region durch Qualitätsoffensive

Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der gesamte Weinbau an Mosel, Saar und Ruwer einem dramatischen Strukturwandel unterliegt, sieht Weinbaupräsident Schmitt in einer Qualitätsoffensive zur Image- und Absatzverbesserung Chancen für die Region: Vertragsweinbau für die Trauben und Fassweinerzeuger, die Konzepte wie ViV bei den Weingütern der Südlichen Weinmosel und das Steillagen-Riesling-Qualitätskonzept von Weinbauverband und Weinwerbung. "Diejenigen, die nach wie vor für eine Massenproduktion ohne konsequente Mengenregulierung und gegen die Aufstellung zeitgemäßer Qualitätsnormen (höhere Mindestmostgewichte) öffentlich eintreten, bewirken beim Verbraucher genau das Gegenteil", mahnt Schmitt.

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