Wenn der Sohn mit dem Vater...

LEIWEN. Im Weinanbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer gibt es viele Probleme. Aber es gibt auch viele Hoffnungsträger. Claus Junk gehört zu ihnen.

DerTitel der Diplom-Arbeit von Claus Junk klingt nicht geradeaufregend: "Erfassung und Evaluierung von nicht züchterischbearbeitetem Rieslingpflanzgut." Eine Jury, die der Bunddeutscher Oenologen installierte, war von der wissenschaftlichenLeistung des 26-jährigen Leiweners aber so angetan, dass sie ihnmit dem Deutschen Oenologen-Preis ehrte ( TV vom 19.März). Junk ist der erste Rheinland-Pfälzer, der diesen Preiserhielt. Dem Diplom-Ingenieur für Weinbau und Oenologie öffnen sich damit interessante Perspektiven. So hat ihm die Fachhochschule im Studienort Geisenheim angeboten, als Doktorand zu arbeiten.

Vater forderte qualifizierte Ausbildung

Doch Claus Junk will an der Mosel bleiben - im väterlichen Betrieb. "Es war früh klar, dass ich den Betrieb übernehme", erzählt er. Die endgültige Entscheidung fiel nach dem Abitur - bei einer England-Reise: "Dort rieten mir Freunde dazu."

Für die Eltern war dies das Signal für den Fortbestand des Weinguts. Vater Klaus forderte allerdings volles Engagement. "Er hat gesagt, dass es ohne qualifizierte Ausbildung keine Übergabe gebe", erinnert sich der Sohn. Bevor er 1998 ins Studium einstieg, absolvierte er einige Praktika. Eines davon in einem der besten Betriebe der Ahr, dem Weingut Deutzerhof - Cossmann-Hehle in Mayschoss. Rotwein gab es zu der Zeit auch schon im Weingut Junk, allerdings nicht in der Menge und der Qualität, wie es mittlerweile der Fall ist. Die Zeit bei Wolfgang Hehle prägte Claus Junk. Der Spätburgunder trat seinen Siegeszug im Weingut Junk an. Von den sechs Hektar Weinbergen sind zwei Hektar mit Spätburgunder bepflanzt. Die besten von ihnen, im Barrique ausgebaut, tragen den Namen "Grand Promoteur W.". Übersetzt heißt dies "Großer Förderer Wolfgang" - eine Hommage an Wolfgang Hehle. Für diesen Wein, der bei den Feiern zum 40-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Burgund ausgeschenkt wurde, bekommen die Junks gute Preise: zwischen zwölf und 15 Euro, je nach Dauer der Lagerung im Barrique-Fass. Es gibt aber auch einen Alltagswein mit Namen "Centurio".

Bei so viel Rotwein ist eine Frage unausweichlich: Hat der Spätburgunder im klassischen Riesling-Anbaugebiet seine Berechtigung? Diese Frage hört Claus Junk auch von anderer Seite oft. Er geht selbstbewusst damit um. "Klima und Böden sind bei uns mindestens genauso gut für Spätburgunder geeignet wie an der Ahr", sagt er.

Spätburgunder nimmt viel Zeit in Anspruch

Einige Voraussetzungen müssten aber erfüllt sein, damit hochwertige Rote wachsen. Junk: "Man muss Zeit für sie haben, die Erträge runterfahren und darf die Reben nicht im Nordhang pflanzen."

Sein Vater sei für diese Entwicklung offen gewesen, berichtet der Junior. "Er hat gesagt, du weißt ja mehr als als ich", erzählt er. Für den Senior hat das Wissen des Sohnes sogar ganz neue Aspekte mit sich gebracht. "Es ist eine Herausforderung für mich", sagt der 56-Jährige.

Die Arbeit teilen sich beide. Das wird auch noch so bleiben. Der Junior arbeitet halbtags bei der Landwirtschaftskammer. Er ist dort für Rodungen und Neupflanzungen zuständig. "Ich möchte weitere Erfahrungen sammeln und noch etwas Distanz zum elterlichen Betrieb haben", sagt er.

Dass der Riesling im Hause Junk nicht zur kurz kommt, zeigt die Diplomarbeit. Junk hat in vier sehr alten Weinbergen an der Mosel, im Rheingau und in Rheinhessen altes Riesling-Erbgut selektioniert - quasi vor dem Aussterben gerettet und für die Zukunft gesichert.

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