Wenn nur diese Straße nicht wäre

IGEL. Der rund 2300 Einwohner zählende Ort an der Obermosel besitzt einen hohen Bekanntheitsgrad dank seiner berühmten Säule, dem römischen Grabmal. Doch wie lebt es sich in einem Dorf auf "halber Strecke" zwischen Trier und der luxemburgischen Grenze?

Dass Igel für einen Ort dieser Größenordnung über eine gute Infrastruktur verfügt, wird schon in der Hauptstraße, genannt Trierer Straße, deutlich: Geschäfte, eine Bäckerei, Handwerksbetriebe, Volksbank, Sparkasse, Gastronomie. Für den täglichen Bedarf ist keine Reise ins nahe Trier erforderlich. Die Bewohner vieler Trierer Außenstadtteile können von solch einem Angebot nur träumen. Außerdem gibt es einen Kindergarten, eine Grundschule, eine Sporthalle im oberen Neubaugebiet und eine weitläufige Freizeitanlage an der Mosel, die von verschiedenen Vereinen betrieben wird. Nicht zu vergessen der Bahnhof an der Strecke nach Luxemburg. Der war zwar schon einmal "abgemeldet", doch inzwischen halten auch dort wieder täglich Züge. Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig, der nach der Kommunalwahl 2004 seine dritte Amtsperiode angetreten hat, zählt insgesamt 14 Vereine auf. Der größte mit rund 700 Mitgliedern ist der Sportverein, sein 95. Bestehen feierte kürzlich der MV Lyra, beliebt und gefragt sind in jedem Jahr die Sitzungen des Igeler CV. Noch heute zehrt der Ort von der regen Neubautätigkeit in den 70er-Jahren. Auf den Höhen über dem alten Ortskern wurden in jener Zeit die Baugebiete Liersberg, Weisley, Gänsacker, Schauinsland und Roderkamp erschlossen. Diese Neubaupolitik führte zu einem beachtlichen Anstieg der Einwohnerzahl und war wohl auch der Grund für die heute noch ausgeglichene Altersstruktur. Nicht auf der Höhe, sondern zwischen Altort und Mosel, liegt das jüngste Neubaugebiet "Deibach". Die Erschließung von insgesamt 30 Baugrundstücken ist dort weitgehend abgeschlossen, schon 2005 sollen dort die ersten Häuser entstehen. "Unser Haushalt ist ausgeglichen, weil wir in den nächsten zwei Jahren noch Baugrundstücke verkaufen können", sagt Ortsbürgermeister Scharfbillig. Wie es danach weitergehe, stehe jedoch noch in den Sternen, fügt er etwas nachdenklich hinzu. Vieles, ja sehr vieles läuft gut in Igel - was aber auch ständig läuft, ist der fast nie abreißende Verkehr auf der B 49, alias Trierer Straße. Wer an dieser "Hauptader des Tanktourismus" wohnt, ist zu bedauern. Das spürt der Besucher auch während des Gesprächs mit dem Ortsbürgermeister im Gemeindehaus. Das hervorragend umgestaltete ehemalige Bauernhaus steht direkt neben der "Säule", die Fenster des Bürgermeisterbüros liegen zur Trierer Straße. "Wir spüren einen direkten Zusammenhang zwischen Verkehrsaufkommen und deutschem Spritpreis", sagt Scharfbillig. Derzeit liege der Durchfluss bei etwa 20 000 Fahrzeugen täglich. Und jede Anhebung um drei Cent bedeute für Igel ein Mehr von gut 2000 Autos pro Tag."Inselchen" - aber keine Zebrastreifen

Tatsächlich braucht man Geduld und notfalls etwas Spurtvermögen, um auf der Trierer Straße in Igel heil ans rettende andere Ufer zu gelangen. Viele Bewohner sind sauer auf den zuständigen Landesbetrieb Straße und Verkehr in Trier. Der hat die Straße innerorts zwar künstlich verengt und auch drei "Inselchen" als so genannte Querungshilfen installiert, aber Zebrastreifen wurden nicht genehmigt. Begründung des Landesbetriebs: Zebrastreifen auf Durchgangsstraßen verführten die Fußgänger zur Sorglosigkeit. Querungshilfen ohne Streifen seien nachweislich sicherer. Diese Botschaft hört man wohl in Igel, jedoch den Bürgern fehlt der Glaube. Immerhin sei nach der Umgestaltung das Durchschnittstempo auf der Straße zurückgegangen, sagt Scharfbillig und fügt hinzu: "Die Igeler sind durch den Verkehr so gebeutelt, dass hier bei jedem neuen Projekt sofort die Alarmglocken läuten. So herrsche Einigkeit im Ort, dass der Moselaufstieg - so wie nun geplant - nie kommen dürfe. Auch wenn dies zurzeit ein Streit um des Kaisers Bart sei, niemand kenne die Entwicklung in den kommenden Jahren. "Wir müssen verhindern, dass irgendwann in der Zukunft die fertigen Pläne aus der Schublade gezogen werden und man dann einfach drauf los baut", sagt Scharfbillig und zeigt mehrere Seiten Text, die er jüngst bei einer öffentlichen Anhörung gegen den Moselaufstieg vorgetragen hatte. Montag in unserer Serie: Spaß für Jung und Alt - die St.-Bernhards-Kirmes auf dem Schönfelder Hof bei Zemmer.

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