Wer rettet den Rettungsdienst?
Steht die DRK-Rettungswache Saarburg vor einem Personalproblem? Denn sollte der Zivildienst wie von der Bundesregierung geplant auf sechs Monate verkürzt werden, müssen in Saarburg zwei Sanitäter-Stellen neu besetzt oder - im schlimmsten Fall - gestrichen werden.
Saarburg. Nach dem Willen der Bundesregierung müssen Wehrpflichtige ab 2011 nur noch sechs statt neun Monate dienen. Bernhard Stocky, Rettungsdienstleiter für den Kreis Trier-Saarburg beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), blickt schon jetzt mit Besorgnis auf das Vorhaben. Denn gleichzeitig soll auch der Zivildienst auf sechs Monate gekürzt werden - mit Konsequenzen für das Rettungswesen. So betreibt das DRK im Kreis sechs Rettungswachen, von denen aus Notarzt- und Rettungswagen-Einsätze gefahren werden. Dazu zählt auch die Rettungswache Saarburg, deren Betrieb elf hauptamtliche Rettungsassistenten, ein Mitarbeiter im freiwilligen sozialen Jahr sowie zwei zu Sanitätern ausgebildete Zivildienstleistende sichern. Hinzu kommen rund 30 freiwillige Helfer, die hauptsächlich nachts und an den Wochenenden wechselweise Dienst tun. Stocky schildert das Problem: "Sollten die Pläne der Bundesregierung umgesetzt werden, sind Zivildienstleistende für den Rettungsdienst nicht mehr interessant." Denn die Ausbildung zum Sanitäter betrage einschließlich Fachlehrgang, Klinik- und Einsatz-Praktikum rund drei Monate. Damit stünden nur noch drei weitere Monate für den Einsatz zur Verfügung. Der Zeit- und Kostenaufwand für die Ausbildung stehe damit in keinem gesunden Verhältnis mehr zur eigentlichen Dienstzeit. "Im Rettungswesen werden dann wohl keine Zivis mehr eingesetzt." Kreisweit müssten insgesamt zwölf Stellen neu besetzt werden, vermutlich mit hauptamtlichen Rettungskräften. "Da die Hauptamtlichen aber teurer sind als Zivis, würden zusätzliche Kosten auf uns zukommen." Als Ausgleich sei eine Verteuerung der Einsatzfahrten denkbar. "Dem müssen aber die Kostenträger - also Krankenkassen und Berufsgenossenschaft - erst zustimmen. Falls nicht, müssen die Stellen womöglich gestrichen werden", befürchtet Stocky, der auch Stilllegungen von Rettungsfahrzeugen wegen Personalmangels nicht ganz ausschließt. Er fordert: "Der Rettungsdienst ist eine öffentlich-rechtliche Aufgabe, der Gesetzgeber muss ihn sicherstellen. Man könnte beispielsweise das freiwillige soziale Jahr attraktiver machen." Ausgeschlossen sei, den mit möglichen Stellenstreichungen verbundenen Personalengpass mit freiwilligen DRK-Helfern auszugleichen. Stocky erläutert: "Ehrenamtler können weder zum Dienst verpflichtet werden noch stehen sie regelmäßig zur Verfügung." Extra Die Rettungswache Saarburg ist zuständig für die Verbandsgemeinde Saarburg (Rettungswagen, Krankentransporter). Die Einsätze der ihr zugeteilten Notärzte führen aber bei Bedarf auch darüber hinaus. Der Fahrzeugpark der Rettungswache besteht aus einem Notarzteinsatzfahrzeug, einem Rettungswagen sowie einem Krankentransporter. Rund 30 freiwillige DRK-Helfer mit Ausbildung zum Sanitäter oder Rettungsassistenten stehen der Rettungswache Saarburg als Ergänzung zur Verfügung. Unterdessen mangelt es dem DRK an Nachwuchs, wie Kreisjugendleiterin Elke Weidert berichtet. So habe der Ortsverband Saarburg noch vor vier Jahren rund 60 Mitglieder zwischen sechs und 27 Jahren gezählt, die in der Nachwuchsabteilung Jugendrotkreuz (JRK) mitgemacht hätten. "Heute sind es nur noch 40 junge Leute", sagt Weidert.