Wer zuerst schubst, sitzt zuerst

FELL. Schüler, die einen Sitzplatz im Bus ergattern wollen, müssen "groß", stark und rücksichtslos sein. Zudem: Unflexibilität wird den Busunternehmen vorgeworfen, und dass es Änderungen nur dann gibt, wenn es um Sparmaßnahmen für die Unternehmen geht. Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg appelliert an die Verantwortung der Eltern.

"Wann kommt der endlich?", sagt Laura und trippelt von einem Bein auf das andere. "Gestern sind wir erst zu spät gekommen", sagt Jennifer. Mit Ranzen auf dem Rücken stehen die Feller Schüler an der Bushaltesstelle in der Nähe der Kirche in den Startlöchern, um in den Bus zu stürzen und einen Sitzplatz zu ergattern. "Er kommt!" Die Schüler haben den Bus erblickt, der an diesem Morgen fünf Minuten Verspätung hat.Jeden Morgen der gleiche Zirkus

Obwohl der Bus noch langsam in die Haltebucht rollt, stehen die meisten Schüler schon ein paar Zentimeter neben dem Fahrzeug, einige haben sogar Tuchfühlung mit dem Gelenkbus aufgenommen. Jetzt gilt nur noch das Recht des Stärkeren: Gedränge, Schubserei und ein verärgerter Busfahrer, der brüllt: "Jeden Morgen der gleiche Zirkus." Er geht ein paar Meter durch den Gang, maßregelt einige Schüler, kassiert zwei Fahrkarten ein und droht mit Rauswurf. Noch verschlafen, ruhen sich diejenigen, die einen Sitzplatz haben, etwas aus, während die vielen Kinder, die stehen, den Brems- und Schaukelbewegungen entgegenwirken müssen. Beim Ausstieg aus dem vollen Gelenkbus mit 65 Sitz- und 95 Stehplätzen gibt der Busfahrer die beiden Fahrkarten wieder zurück. Die Kinder stürmen aus dem Bus, um pünktlich zum Unterricht zu kommen. "Wir haben die Situation, dass die Umstellung der Schulbusse auf Linienbusse zu Nachteilen für die Schüler geführt hat", sagt Karl-Heinz Feye, Rektor der Hauptschule Schweich. Bis an den Rand der Kapazitäten, seien viele Busse ausgelastet, "besonders Busse, die über Kenn hierher kommen". Das habe eine Zählung ergeben, die vom Elternbeirat und der Kreisverwaltung Trier-Saarburg vorgenommen wurde. Und: Ab diesem Schuljahr reagieren die Busunternehmen nicht mehr auf besondere Schulsituationen wie Zeugnisausgabe oder Ferienbeginn. Ist nach der vierten Stunde Schluss, müssen die Kinder bis zu einer Stunde warten, um nach Hause zu kommen. Dann wollen 1150 Schüler gleichzeitig abfahren, und "es wird kein zusätzlicher Bus eingesetzt", so Feye. "Mein Kind kam nicht mit, weil der Bus zu voll war", hat sich eine Mutter kürzlich an den Rektor gewandt. Karl-Heinz Feye sagt, dass nur in Richtung Sparmaßnahmen reagiert, aber keine Veränderungen zugunsten der Verbesserung der Situation der Schülerbeförderung vorgenommen werde, obwohl Eltern hohe Kosten für die Fahrkarten zu tragen haben. "Während der Ferien wird ja auch flexibel reagiert, wenn Busse wegfallen", sagt der Rektor. In einer Stellungnahme der Betriebsgesellschaft Moselbahn gegenüber dem Trierischen Volksfreund heißt es, dass es diese zusätzlichen Fahrten an vielen Schulzentren seit Jahren nicht mehr gibt. "Für diese Tage müssen zusätzliche Busse zum Einsatz kommen. Das heißt auch: zusätzliche Kosten, die bislang keiner übernommen hat." Bisher habe es sich um Kulanz gehandelt, "jedoch ist dies nicht mehr tragbar, da die Betriebskosten in den letzten Jahren gestiegen sind". Pünktlich kommen die Kinder laut Feye in der Regel schon. Nur zu Beginn des Jahres habe es Schwierigkeiten gegeben, und die Verspätungen in den letzten Tagen seien aufgrund der Witterungsbedingungen entschuldbar. Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, betont, dass Schüler keinen Anspruch auf einen Sitzplatz haben. Bei Zählungen in Bussen, legt die Kreisverwaltung folgenden Maßstab zugrunde: "100 Prozent der Sitzplätze werden gezählt, und die Stehplätze schöpfen wir immer nur bis zu 70 Prozent aus", sagt Martina Bosch, Pressesprecherin der Kreisverwaltung Trier-Saarburg.Auch im Bus haben Eltern die Aufsichtspflicht

Die Verantwortung, wie es an den Haltestelle zugeht, liegt laut Bosch nicht bei der Kreisverwaltung. Hier müsse an die Verantwortung der Eltern und an die Verantwortung jedes Einzelnen appelliert werden. Auch die Aufsichtspflicht im Fahrzeug liegt laut Stellungnahme der Moselbahn immer noch bei den Eltern.

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