Wie heute ein Wanderweg entworfen wird

ORSCHOLZ. Die Erarbeitung und das Anlegen eines Premium-Wanderwegs sind heute Unternehmen mit einer Menge High-Tech. Dazu muss ein griffiger Name gefunden werden und das Marketing stimmen.

Einen neuen Wanderweg zu schaffen, das ist doch eine einfache Sache, mag ein Laie denken. Man sucht sich auf einer Karte eine Route aus, stellt ein paar Schilder auf und schon strömen die Leute zum Weg, schließlich liegt Wandern im Trend. Wer so denkt, hat weit gefehlt. Heutzutage sind eine akribische Vorbereitung, High-Tech und Marketing gefragt, wenn ein Premiumwanderweg wie der geplante Saar-Hunsrück-Steig zum Magneten für Wanderer werden soll. Die Erschließung des Hochwalds, ein eindrucksvoller Start, ein bekanntes Ziel, abwechslungsreiche Wegeführung sowie ein einschlägiger Name, so beschreibt Rainer Brämer vom Marburger Projekt-Partner "Wandern" die Anforderungen, die an einen Leitweg Saar-Hunsrück gestellt worden seien. Die Rolle der attraktiven Start- beziehungsweise Endpunkte des neuen Fernwanderwegs, für den der Name Saar-Hunsrück-Steig unter mehreren Alternativen ausgewählt worden ist, übernehmen das Weltnaturerbe Saarschleife, die Edelsteinmetropole Idar-Oberstein sowie Trier, die älteste Stadt Deutschlands. Nach einer Schulung haben sich im vergangenen September acht Scouts aufgemacht, um für je einen Streckenabschnitt nach dem idealen Verlauf des Saar-Hunsrück-Wanderwegs zu suchen. Maßgebend für die Auswahl dieser Route sind die hohen Anforderungen, die das Deutsche Wanderinstitut für die Verleihung des Deutschen Wandersiegels stellt. Danach wird beispielsweise eine abwechslungsreiche Landschaft eher positiv gewertet. Das Deutsche Wandersiegel wird als Gütezeichen für Premiumwege angesehen und spielt für das Marketing eine wichtige Rolle. Schließlich soll der Saar-Hunsrück-Steig das Aushängeschild für die gesamte Wanderregion werden. Seitdem die Scouts ihren jeweiligen Streckenabschnitt erkundet haben, steht die so genannte Nullversion des Wanderwegs.Profis fahren die "Nullversion" ab

In rund einem Monat wird ein Team des Allgäuer Planungsbüros Alpstein für eine Woche in die Region kommen. Mit einem Quad samt GPS-gestützter Ausrüstung folgen die Profis der Nullversion des Steigs von der Saarschleife bis zum Keltenring Otzenhausen. Später im Jahr kommen die Alpstein-Mitarbeiter wieder, um die Route bis Idar-Oberstein abzufahren. Dabei vermessen sie unter anderem den Wanderweg und legen Beschilderungsstandorte fest, die sie auch fotografieren. Gleichzeitig überprüfen sie, ob die einzelnen Segmente des Steigs premiumtauglich nach den Kriterien des Deutschen Wandersiegels sind. Wenn nicht, werden die Scouts wieder losgeschickt, um nach geeigneten Alternativstrecken zu suchen. So entsteht die Endversion des Wegs. Michael Holzmann vom Planungsbüro Alpstein schätzt, dass der Saar-Hunsrück- Steig bereits im Sommer 2007 mit dem Deutschen Wandersiegel prämiert werden könnte. Die Werbemaßnahmen sind zu diesem Zeitpunkt schon angelaufen. Für 2006 bis 2008 wurden 96 000 Euro geplant.

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