"Wie in der Bananen-Republik"

KONZ. Es war eine so schöne Idee. Die verwirrende Vorfahrtssituation an der Einmündung Granastraße-Konstantinstraße sollte bereinigt und der Verkehr mehr über Kreisel und Ampel geleitet werden. Der Haken: Kaum jemand hält sich an die neue Regelung. Das musste sogar der Konzer Bürgermeister feststellen.

Winfried Manns war halb belustigt und halb empört: "Das geht ja hier zu wie in der Bananenrepublik!" Wo die Konstantinstraße in die Granastraße mündet, und diese sich in zwei Fahrbahnen Richtung Feuerwehr und über die Brücke Richtung Karthaus spaltet, herrscht seit einigen Tagen glatte Anarchie. Autos überfahren die durchgezogene Mittellinie, benutzen die Einbahnstraße in die falsche Richtung, biegen von der Grana nach rechts zur Brücke hin ab. Und das, obwohl so genannte Maibach-Schwellen den Verkehr auf die rechten Wege führen sollen.Hehre Absichten, chaotische Zustände

Das aktuelle Chaos hatte mit einer gut gemeinten Idee begonnen. Als der Stadtrat am 19. Mai 2005 die aktuelle Verkehrsführung beschloss, verfolgte er die nachstehenden Absichten. Das Ratsprotokoll: "Erstens: Verhindert werden soll die Einfahrt als Linksabbiegung von der Brücke in die Granastraße. Zweitens: Verhindert werden soll die Linksabbiegung in die Konstantinstraße. Drittens: Verhindert werden soll, dass LKWs aus der Granastraße im Bogen auf die Brücke fahren." Außerdem sollte die Umkehrung der Einbahnrichtung auf der Konstantinstraße verhindern, dass die verkehrsberuhigte Zone dort weiter als Schleichweg missbraucht wird. Die neue Regelung gilt seit Ende vergangener Woche. In den Köpfen der Verkehrsteilnehmer ist sie allerdings bisher nicht angekommen. Davon musste sich Manns auf einem Ortstermin überzeugen. Kaum hatte sich der Bürgermeister mit Verkehrsamts-Leiter Edgar Strupp und Pressevertretern an der Ecke Konstantinstraße/Granastraße postiert, bewegte sich schon der erste Wagen munter gegen die Einbahnrichtung auf der Konstantinstraße. Kurz danach überfuhr ein anderer die durchgezogene Mittellinie auf der Granastraße. Ein dritter kam aus Richtung Feuerwehr, bog nach rechts auf die Brücke ab, und weil die Maibachschwellen das glatte Herumschwenken erschweren, setzte er ungerührt zurück, um die Kurve zu nehmen. Innerhalb von 20 Minuten gab es rund zwei Dutzend derartige Verkehrsverstöße. Weder heftige Gesten noch die Autorität brachten die Falschfahrer aus der Ruhe: "Ich weiß!", sagte eine attraktive Dame lächelnd, als Winfried Manns ihr klarzumachen versuchte, dass sie die Einbahnstraße in die falsche Richtung benutze. Und fuhr weiter. Auch im Stadtrat trifft die Maßnahme nicht nur auf Gegenliebe. Am 16. März 2006 hatte die SPD-Fraktion im Bauausschuss einen Alternativvorschlag präsentiert, der von der Verwaltung und der Straßenverkehrsbehörde (LSV) überprüft werden soll. SPD-Fraktionsvorsitzender Alfons Maximini: "Ich verstehe nicht, dass eine Maßnahme, die vor über einem Jahr für eine Probephase beschlossen wurde, ausgerechnet jetzt umgesetzt worden ist." Bürgermeister Manns beruft sich auf den Beschluss vom 19. Mai 2005 und äußert Unverständnis zur Haltung der SPD. Auch unter den Behörden gibt es Meinungsunterschiede zur neuen Regelung. Rolf Welsch von der Konzer Polizeiwache: "Die Beschilderung ist missverständlich. Wer aus Richtung Feuerwehr in die Konstantinstraße einbiegen will, kann der Ansicht sein, dies sei zulässig oder sogar vorgeschrieben." Weitere Maibach-Schwellen sollen aufgestellt werden. Die Fahrer brauchen Zeit, ihr Verhalten zu ändern

Welschs Trost: "Das Verkehrsverhalten lässt allgemein zu wünschen übrig, außerdem sind die Verkehrsteilnehmer an den alten Zustand gewöhnt und brauchen Zeit, um ihr Verhalten zu ändern." Die Polizei wird in den nächsten Tagen Beamte an der Ecke postieren. Um den Erziehungseffekt zu verstärken.

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