Wilder Westen in Holzerath

HOLZERATH. Alte Zöpfe abzuschneiden, fällt in einem Dorf nicht immer ganz leicht. Doch der Besucherstrom zur Country-Kirmes belohnte den Tus Holzerath, den diesjährigen Ausrichter der Veranstaltung, für seinen Mut, neue Wege zu gehen.

"Hau ruck." Noch einmal holt Inge Werhan (39) aus. Die gusseiserne Bratpfanne fliegt unter dem Blick von hunderten aus dem Häuschen geratener Zuschauer durch die Luft. Nach 23,60 Metern bleibt das Küchenutensil auf der Wiese liegen. Am Ende hat sie mit diesem Wurf die Nase beim Bratpfannenwerfen, an dem 76 Frauen teilnahmen, vorn.Fröhliche Besucher räumen Zweifel aus

Bonerather Männer müssen sich zukünftig warm anziehen, kamen die drei erfolgreichsten Weitwerferinnen doch aus dem Nachbarort. Spiel, Spaß und jede Menge Musik standen im Mittelpunkt der an drei Tagen durchweg gut besuchten Country-Kirmes. Dagmar Jungels, eine der Vorsitzenden des vierköpfigen Vorstandes des Tus Holzerath, hatte die Idee, dem dörflichen Traditionsfest eine eigene Note zu geben. "Anfangs waren wir skeptisch", erinnert sich Vorstandsmitglied Doris Werhan. Am Montagabend waren auch die letzten Zweifel ausgeräumt. Eine ausgelassene Stimmung, tanzfreudige Besucher, die die vielleicht letzte Sommernacht auskosten wollten, und auf Strohballen herumtollende kleine Indianer zeigten den engagierten Helfern, dass sie mit der Mottowahl und dem Angebot auf dem Gelände rund um den Kindergarten richtig lagen. Offiziell eröffnet hatte das Fest am Samstag Sheriff Weber (Ortsbürgermeister Gottfried Weber) mit einem Fassanstich. Die siebenköpfige Band "Jukebox" aus Bitburg sorgte mit eigens einstudierten Hits aus der Country-Szene und dem obligatorischen stimmungsgeladenen Repertoire für gute Laune unter Cowboys und -girls. Nicht rauchende Colts, sondern Musik war am Sonntag Trumpf: der Musikverein Holzerath unterhielt die Gäste. Von einem Saloon - einer aus Birken konstruierten Cocktailbar - und einem Marterpfahl hatten auch die Karl-May-Freunde aus Pluwig gehört. Sie sattelten ihre Pferde und besuchten die sich in Wildwest-Stimmung befindenden Holzerather. Das Miteinander wird nicht nur intern im 400 Mitglieder starken Tus Holzerath groß geschrieben, auch der Kontakt zu andern Vereinen wird durch gegenseitige Unterstützung oder Besuche gepflegt.Hufeisenwerfen und Ponyreiten

Kreativität zeigte sich in der originellen Dekoration - von Fahndungsfotos des Dorf-Sheriffs, die Zelte und Stände schmückten, bis hin zu einer selbst gebastelten lebensgroßen Kuh, die am Saloon-Eingang, für Aufsehen sorgte. Auch die große Einsatzbereitschaft der Mitglieder zeichnen den TuS Holzerath als Ausrichter aus. Zurück zum Kirmesgeschehen: Vom Tanzen oder Hufeisenwerfen strapazierte Westernhelden stärken sich mit einer herzhaften Westernpfanne. Die kleinen Kirmesbesucher basteln eifrig Schmuck aus Perlen und Federn oder drehen statt auf Karussell-Pferden auf echten Ponys ihre Runden. Stolz sitzt Leonie Faß strahlend mit selbst kreiertem Federschmuck auf dem langsam trabenden Pferd. Echte Country-Stimmung kommt auf, als die Aerobic-Gruppe unter der Leitung von Susanne Mokelke auf der Bühne zu Folkklängen loslegt. "Die ländliche Kirmes kann sich durchaus von einer städtischen Kirmes unterscheiden", sagt Klaus Weber mit Rangerhut und schwarzem John-Wayne-Hemd bekleidet. Zu der Livemusik von "Out of Time" schwingen Gauchos und Ladies bis wenige Stunden vor dem Sonnenaufgang das Tanzbein.Morgen in unser Serie "Trier-Saarburg - ganz nah": TV- Maskottchen Lucky testet mit Kindern Spielplätze in Schweich-Issel.

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