Winzer sorgen sich um 2014er

Mehring/Saarburg · Der Weinjahrgang 2014 kommt jetzt in die Flasche. Die Winzer müssen aber vorher genau probieren, denn viele Partien haben unerwünschte Geruchs- und Geschmackstöne. Das betrifft Weine, die aus faulen und schlecht riechenden Trauben hergestellt wurden.

 Solche faulen Trauben gab es oft im vergangenen Herbst.

Solche faulen Trauben gab es oft im vergangenen Herbst.

Foto: klaus kimmling (m_mo )

Mehring/Saarburg. Zu nass, zu warm und somit zu viele faule Trauben: Die Weinlese 2014 werden die Moselwinzer so schnell nicht vergessen. Inzwischen ist der Most vergoren, der erste 2014er Wein ist bereits in Flaschen gefüllt. Und es stellt sich heraus: Es gibt mehr "problematische Weine" als in den Vorjahren - Weine mit einem unangenehmen Muffton, die faulig schmecken oder Weine mit zu viel flüchtiger Säure, die nach Essig riechen und schmecken.
Probleme beim Riesling

 Muffton oder Essig? Der 2014er wird sehr kritisch probiert: Weinverkostung bei der Qualitätsweinprüfstelle im Weinbauamt Wittlich. TV-Fotos (2): Archiv/Klaus Kimmling

Muffton oder Essig? Der 2014er wird sehr kritisch probiert: Weinverkostung bei der Qualitätsweinprüfstelle im Weinbauamt Wittlich. TV-Fotos (2): Archiv/Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_kreis )


Besonders betroffen ist die Hauptrebsorte der Mosel, der Riesling, erklärt Michael Lipps, Fachberater für Kellerwirtschaft beim Dienstleistungszentrum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues. Der Riesling reift später als beispielsweise der Müller-Thurgau oder die Burgundersorten. Und je länger die Lese im Herbst 2014 andauerte, umso fauler wurden die Trauben.
Es ist ein Problem, mit dem vor allem die Fassweinwinzer zu kämpfen haben. Andreas Jakobs, Weinkommissionär in Mehring - er kauft im Auftrag von Weinkellereien Most und Wein von den Winzern - berichtet, dass die Kellereien in diesem Jahr deutlich mehr Weinpartien ablehnen.
Für normale, "saubere" Riesling-Qualitätsweine bekommen die Fasswinzer derzeit 1,10 Euro pro Liter. Weine mit kleinen Fehlern, die in der großen Menge untergehen, werden mit 70, 80 Cent deutlich schlechter bezahlt. Und richtig miserable Weine können höchstens noch als Rohware für weinhaltige Getränke wie Glühwein oder Sangria Verwendung finden. Dafür gibt es höchstens 35 Cent pro Liter. Im schlimmsten Fall muss der Wein zu Industriealkohol destilliert werden. Genaue Zahlen, wie viel Prozent der 2014er Weine fehlerhaft sind, gibt es noch nicht. Aber es sind deutlich mehr als in den Vorjahren, sagt Jacobs.
Auch die Weingüter haben damit begonnen, ihren 2014er in Flaschen abzufüllen. Die meisten haben im Herbst angesichts der beginnenden Fäulnis selektiv gelesen: "Da wir per Hand lesen, war es sehr gut möglich die faulen Trauben auszusortieren. Wir sind in der jeden Tag durch unseren Weinberg gegangen um den optimalen Moment abzupassen", sagt Christiane Wagner, vom Weingut Dr. Wagner in Saarburg. Das heißt, faule, schlecht riechende Trauben wurden abgeschnitten und auf den Boden geworfen.
"Statt der üblichen sechs Wochen hatten wir nur drei Wochen Zeit für die Weinlese. Das war ein wirklicher Turbo-Herbst. Trotzdem sind wir mit der Menge und der Qualität zufrieden", sagt Jürgen Hansjosten vom Weingut Wilhelm Hansjosten in Longuich.
Dennoch gibt es auch hier "Problemweine". Michael Lipps hat festgestellt: "Beim 2014er gibt es zwei Sorten. Einmal sehr feinfruchtige und sehr gute Gewächse, andererseits aber auch Weine mit mehr oder weniger starken Fehltönen." Riecht ein Wein unangenehm, kann der Winzer ihn mit der Zugabe von Aktivkohle "schönen" und anschließend filtrieren. Der schlechte Geschmack verschwindet. Die Kohle eliminiert aber auch gute Aromastoffe. Derart behandelte Weine schmecken oft sehr dünn.
Bei den amtlichen Qualitätsweinprüfstellen der Landwirtschaftskammer werden derzeit die ersten 2014er Erzeugnisse von Sachverständigen geschmacklich getestet. Eine statistische Auswertung, wie viele Proben des 2014ers schon beanstandet wurden, liegt nach Auskunft von Markus Heil, Leiter der Abteilung Weinbau der Landwirtschaftskammer in Bad Kreuznach, noch nicht vor. "Es gibt durchaus problematische Partien", sagt er. Nach dem warmen und nassen Herbst sei dies aber auch nicht sehr überraschend. Abgelehnt wurden bislang aber viele Partien, weil Winzer neue gesetzliche Vorgaben nicht beachtet haben.
Will ein Winzer auf dem Flaschenetikett eine Einzellage angeben, muss der Most beim Elbling einen Zuckergehalt von mindestens 70 Grad Oechsle und bei den übrigen Rebsorten von 73 Grad Oechsle aufweisen. Für den Begriff "Steillage" auf dem Etikett dürfen nur Riesling und Burgundersorten verwendet werden, das Mindestmostgewicht beträgt 73 Grad Oechsle (der TV berichtete). Der Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel, Gerd Knebel, ist etwas überrascht, dass viele Winzer diese Vorschrift offenbar noch nicht kennen. Knebel: "Wir haben das lange und sehr intensiv kommuniziert."

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