"Wir haben noch nie so gekämpft wie dieses Jahr"

Halbzeit beim Saisongeschäft der Saarburger Gastronome. Entlang der "Touristenmeile" rund um den Buttermarkt legen die Gastwirte in diesen Tagen bei herrlichem Sommerwetter "einen Zahn zu". Im Vergleich zu den Vorjahren sei das Geschäft deutlich schwieriger geworden, sagen alle unisono.

Saarburg. "Klein Venedig" - wer derzeit an einem dieser herrlichen Sommertage einen Abstecher an den Wasserfall in Saarburg macht, kann auf Anhieb nachvollziehen, wie die Burgstadt zu diesem Synonym kommt. Mit Ruhe und Zeit lassen sich bei schönem Wetter Besucher auf den zahlreichen Stühlen der großen Terrasse links und rechts des Wassers nieder.

Gleichwohl: Das Geschäft ist schwieriger geworden. Das jedenfalls sagen alle vom TV befragten Gastronome am Buttermarkt. "Ich erlebe den 15. Sommer hier in Saarburg. Noch nie zuvor haben wir so gekämpft wie in diesem Jahr", sagt Christian Thiboud, Inhaber des "Petit Café". Dabei sei der Anfang der Saison immer "schlimm" gewesen, zum Ende hin habe sich das Geschäft eingependelt. "Dieses Jahr allerdings bin ich mir nicht sicher, ob wir das Tief ausgleichen können."

Dadurch, dass Ostern sehr früh war, habe dieses Geschäft 70 Prozent weniger eingebracht als sonst. "Im April gab es ein tiefes Loch durch das Wetter." Im Moment gehe es "rund", sagt Thiboud. "Trotzdem befürchte ich, dass es nicht wie in den Vorjahren wird. Ich weiß schon von zwei Bus-Unternehmen, die wegen der hohen Benzinpreise Saarburg nicht mehr ansteuern. Und unsere saarländischen Stammgäste kommen auch nur noch ein Mal im Monat statt wöchentlich."

Das deckt sich mit der Erfahrung von Rudolf Rassier, Inhaber der "Marktschänke". "Es läuft eindeutig schlechter als im Vorjahr." Eine Rolle spielten das Wetter sowie die hohen Benzinpreise. "Einen Freund aus Luxemburg, der bisher zwei- bis dreimal pro Woche zu uns kam, habe ich schon vier Wochen nicht mehr gesehen", sagt Rassier. "Der hat mir ganz klar gesagt, dass ihm die Fahrt nach Saarburg zu teuer ist."

Ähnliches berichtet Vafa Mousavi, Inhaber des Restaurants "Amadeus". "März und April waren miserabel. Da sind viele aus Protest wegen des Rauchverbots nicht mehr gekommen." Mit den Monaten Mai und Juni sei er zufrieden. "Man hat gemerkt, dass die Leute nach der langen Regenzeit raus wollten."

Beim Essengehen wird gespart



Im Moment fielen ihm unter seinen Gästen einige Saarburger Familien auf, die in den Ferien hier geblieben sind. "Allerdings sehe ich, dass die auch beim Essengehen sparen. Die gestiegenen Heiz- und Benzinkosten merkt man eben an vielen Ecken." Anders als etwa in Italien oder Frankreich werde hier eher Geld gespart und ausgegeben für Autos. "Ausgiebig Essengehen gehört hingegen schon in den Luxusbereich."

"Es ist anders als in den Vorjahren", sagt auch Carmen Fischer, langjährige Mitarbeiterin im "Wirtshaus am Pferdemarkt". "Was fehlt, ist das A-la-Carte-Essen. Und es kommen weniger Niederländer." Einzig Thomas Bier von der "Brasserie am Markt" ist zufrieden: "Bei uns läuft es gut. Wenn es so bleibt, kriegen wir den Schnitt von 2007 hin." Die günstige Lage zu Beginn des Buttermarktes und die großen Schirme sicherten ihm das Geschäft.

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