"Wir treiben keine Folklore"

SAARBURG-BEURIG. Der Jubiläumswallfahrt im Stadtteil Beurig wohnten mehrere hundert Pilger aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus bei.

 Tausende Gläubige pilgern Jahr für Jahr nach Saarburg-Beurig. Ziel ist eine Statue der Mutter Gottes in der Pfarrkirche Sankt Marien, die sie in feierlicher Prozession durch den Ort tragen.Foto: Hermann Pütz

Tausende Gläubige pilgern Jahr für Jahr nach Saarburg-Beurig. Ziel ist eine Statue der Mutter Gottes in der Pfarrkirche Sankt Marien, die sie in feierlicher Prozession durch den Ort tragen.Foto: Hermann Pütz

Im Jahr 1304 fand der Sage nach ein junger Müllerbursche am Saarufer eine Holzstatue - die Mutter Gottes mit Kind. Eine in der Nähe errichtete Kapelle aus Holz und Lehm begründete den ältesten Marienwallfahrtsort an Mosel und Saar. Jahr für Jahr pilgern tausende Gläubige aus nah und fern zur Pfarrkirche im Saarburger Stadtteil Beurig. Das Bitten um Trost, Heilung und Beistand in Notlagen, aber auch Dank zu sagen sind ihre Beweggründe. Die Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete Kirche Sankt Marien entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zum Zentrum der Marienverehrung im Bereich Mosel und Saar.Aus ganz Deutschland dabei

Die inzwischen 700-jährige Tradition feiert die katholische Pfarrgemeinde Sankt Marien mit zahlreichen Veranstaltungen, verteilt über das gesamte Jahr. Höhepunkt war die Jubiläumswallfahrt, zu der sich mehrere hundert Pilger aus ganz Deutschland und darüber hinaus auf den Weg nach Beurig gemacht hatten. Bereits um 6 Uhr trafen sich zahlreiche Gläubige in der Wallfahrtskirche zu einem Gottesdienst. Höhepunkt des Tages war ein festliches Hochamt mit dem Trierer Bischof Reinhard Marx. Der Tradition entsprechend, wurde die Marienstatue anschließend in einer Prozession, begleitet von Gebeten und Gesängen, durch die Straßen des Stadtteils getragen. Den Abschluss bildete eine Festansprache des Bischofs auf dem Vorplatz der Wallfahrtskirche. Was bewegte die Menschen, sich auf den Weg nach Sankt Marien zu machen? Rainer Lehnertz war aus dem Saarland gekommen. Als gläubiger Christ nehme er schon seit Jahren an der Wallfahrt teil - "hauptsächlich wegen der schönen Tradition". Auch für Mathilde Annen aus Irsch hatte die Teilnahme eher traditionellen Charakter. Doch kamen die Menschen nur der Veranstaltung wegen? Bischof Reinhard Marx sprach deutliche Worte: "Wir sind nicht hier, um Folklore zu treiben." Es gehe nicht darum, nur eine Tradition zu pflegen und ein Scheinbild zu verherrlichen, dessen einzige Aussagekraft in der äußeren Schönheit liege. Marx unterstrich die "eigentliche Bedeutungslosigkeit der so genannten Spaßgesellschaft". "Viele Menschen - vor allem junge - verbringen mehr Zeit damit, irgendwelchen Sternen im Fernsehen zu folgen, als dem Stern von Bethlehem." Das sei nicht das Leben. "Die Mutter Gottes mit dem Kind als Verkörperung der Barmherzigkeit Gottes - das ist das Bild, das der Schöpfer uns gibt."Nur wenige Jugendliche

Auffallend war, dass unter den hunderten von Menschen nur wenige Jugendliche zu finden waren. Ist es also der von Marx angeprangerte Zeitgeist, der den Kreis der Gläubigen auf eine bestimmte Altersgruppe beschränkt? "Auch wenn die Zahl der Menschen, die auf Gott vertrauen, stetig kleiner wird, sind wir keineswegs auf einem absteigenden Ast", betonte der Bischof. Der Glaube an den Schöpfer bestehe seit Jahrhunderten und habe auch in Zukunft Bestand. "Gott schaut nicht auf Musikcharts oder darauf, wer Fußball-Europameister wird, er schaut auf unsere Herzen."

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