"Wir verkaufen nur, was uns gefällt"

SAARBURG. Seit drei Jahren gibt es am Boemundhof den Regionalladen. Doch längst nicht alle Saarburger wissen, was sich hinter dem ansprechenden Äußeren verbirgt.

Der Kunde scheint wie bestellt. Kurz nachdem Gabriele Kraut, Leiterin des Regionalladens, in einem Nebenraum dem Trierischen Volksfreund das Konstrukt des Geschäftes erklärt und die Frage beantwortet hat, ob dies in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt sei, taucht - wie zum Test - dieser Kunde auf. Ein Mann mittleren Alters sieht sich ein bisschen im Regionalladen um, geht zielstrebig auf eine junge Dame hinter der Verkaufstheke zu und sagt: "Darf ich Sie mal fragen, was Sie hier machen?""Wir erfahren viel Zuspruch"

Verunsichert lächelt sie und schaut ungläubig ihre Chefin Gabriele Kraut an. "Ich verkaufe hier", antwortet sie zögerlich. Der Mann lässt nicht locker. "Für wen machen Sie das denn?", will er wissen und von Gabriele Kraut, welche Funktion sie habe. Die Leiterin geht ausführlich auf alle Fragen ein. "Wir werden gut angenommen, erfahren viel Zuspruch. Aber einige glauben, wir seien eine Außenstelle des Hofguts Serrig, andere kennen die Hintergründe gar nicht", erläutert sie dem TV . Der Regionalladen ist ein Projekt des gemeinnützigen "Bürgerservice", dessen Ziel ist, Arbeitslosen mittelfristig eine Perspektive zu schaffen. In dem Saarburger Geschäft wird versucht, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger für den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu qualifizieren. Zwischen 15 und 18 - hauptsächlich - Frauen arbeiten am Boemundhof. Gabriele Kraut und zwei weitere Kräfte leiten die Frauen an. "Bei uns treffen alle möglichen Nationalitäten aufeinander - beispielsweise Iraner, Iraker, Chinesen oder Vietnamesen", sagt Kraut. Zwischen 16 und 60 Jahre seien sie alt. "Sie sollen sich vor allen Dingen wieder daran gewöhnen, jeden Tag zu festen Zeiten zur Arbeit zu gehen", erläutert die 36-Jährige. Eine breite Produktpalette bietet der Laden in historischem Gemäuer an: liebevoll gemachte Blumensträuße und Gestecke, geschmackvolle Geschenkartikel, Öle, Weine, Edelbrände, Marmelade, Eier, Gemüse und Obst. Zum Teil kommen die Sachen vom Hofgut Serrig - etwa einige Geschenkartikel, Gemüse und Obst. "Deshalb sprechen uns auch immer wieder Kunden an, ob wir eine Außenstelle des Hofgutes seien", sagt die Geschäftsleiterin. Es bestehe jedoch lediglich eine Kooperation mit der Serriger Einrichtung.Die Produkte stammen aus der Region

Für den Einkauf ist die Floristin und Gärtnermeisterin zuständig. "Zu unserem Konzept gehört, dass wir nur verkaufen, was uns selbst auch gefällt. Die Produkte kommen aus der Region. Selbst die Blumen stammen, so weit es geht, von hier." Trotz des eindeutigen Schwerpunktes auf Blumen betrachte sich der Regionalladen nicht als Blumengeschäft. "Wir wollen schließlich auch keine Konkurrenz zu den Fachhändlern in Saarburg sein", betont Kraut. Die Frauen im Geschäft würden an alles herangeführt. So lernen sie, Sträuße und Gestecke zu binden, vor allem den Umgang mit Kunden, das Beratungs- und Verkaufsgespräch. Dass das hin und wieder - auch wegen sprachlicher Schwierigkeiten - etwas holprig sei, gehöre nun mal zu dem Projekt. Kraut: "Wenn ein Kunde in einer solchen Situation mal ungeduldig reagiert, sind wir da, um die Situation zu erklären. Das ist unsere Aufgabe." Einige Frauen hätten über den Regionalladen wieder den Sprung in den "normalen" Arbeitsmarkt geschafft, was stets Ziel des Projektes ist. Und auch, was die Umsatzzahlen betrifft, weiß Gabriele Kraut Positives zu berichten: "Wir können eine Steigerung im Verkauf vorweisen." Das Geld streicht gleichwohl der Bürgerservice ein. Dass Gabriele Kraut der Regionalladen wohl sehr ans Herz gewachsen sein muss, spürt, wer über das anheimelnde Kopfsteinpflaster das regelmäßig neu dekorierte Geschäft betritt. Morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" ein Bericht über die Schriftstellerin Helga Maria Gritzo.

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