Wohnen in ehemaligen Wingerten

WINCHERINGEN. Die Obermosel-Gemeinde Wincheringen setzt auf Expansion: Rund 320 neue Baugrundstücke sollen innerhalb der kommenden zehn Jahre "Auf Mont" entstehen. Auch wenn Ortsbürgermeister Leo Holbach ganz und gar hinter dem Großprojekt steht, hat die Gemeinde die Umsetzung abgegeben. Ein isländischer Investor hat das komplette Projekt in die Hand genommen.

Ginge es nach der Vorstellung des Isländers und "Neu-Wincheringers" Olaf Gudmundsson, erschiene über das geplante Baugebiet "Auf Mont" bis auf weiteres keine Zeile im Trierischen Volksfreund. Zurückhaltend und äußerst vorsichtig gibt sich der Geschäftsführer der "Family Park Wincheringen GmbH", der Firma, die der Isländer eigens für das geplante Baugebiet gegründet hat und die als Entwicklungsträger im städtebaulichen Grundvertrag aufgeführt ist. "Es ist noch nichts in trockenen Tüchern", betont Olaf Gudmundsson im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Noch sei der Bebauungsplan nicht eingereicht, der Grundstücksverkauf stehe noch nicht zur Debatte. Fakt ist: Der städtebauliche Grundvertrag zwischen der Gemeinde, den Verbandsgemeinde-Werken, dem Kreiswasserwerk und dem Entwicklungsträger ist unterzeichnet. Derweil arbeiten Gudmundsson, die Gemeinde und das von Gudmundsson beauftragte Architekturbüro daran, den Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. In der nächsten Sitzung des Gemeinderates am Donnerstag, 16. November, wird den Ratsmitgliedern der Plan präsentiert mit dem Ziel, einen Aufstellungsbeschluss zu fassen. Vor zwei Jahren haben Gemeinde und Investor die ersten Schritte für die Entwicklung des geplanten Wohngebietes gemacht. Im November 2004 hat Leo Holbach mit dem Grundstückserwerb der insgesamt 42 Hektar großen Fläche - darunter viele Weinbergsflächen - begonnen. Bis September 2005 seien 95 Prozent der Fläche, knapp 230 Parzellen, gekauft gewesen. Klotzen, nicht kleckern

Geplant ist ein Wohngebiet im großen Stil: 320 Grundstücke, vergleichsweise großzügig angelegt, sollen in mehreren Bauabschnitten im Laufe der kommenden zehn Jahre entstehen. Klotzen, nicht kleckern, scheint Gudmundssons Vorstellung zu sein: Auch wenn der Isländer, der in Luxemburg als Berater tätig ist und in Wincheringen wohnt, möglichst wenige Vorgaben zur individuellen Bauweise machen möchte, geht er von großzügigen Eigenheimen aus. So sieht er die durchschnittliche Hausgröße bei 800 Quadratmetern aufwärts, die einzelnen Häuser durch viel Grün voneinander getrennt. 7000 Bäume will er im gesamten Gebiet pflanzen lassen. "Wir wollen eine freundliche Wohnatmosphäre schaffen. Ich finde, in Deutschland wird häufig zu eng gebaut", sagt der Isländer. Auf die TV-Frage, wo Investor und Ortsbürgermeister eine Klientel für die großzügigen Grundstücke sehen, verweisen beide auf das nah gelegene "Ländchen". Mehr als 50 Prozent der Wincheringer arbeiten nach Auskunft Leo Holbachs in Luxemburg. Neben den ersten Häusern soll im ersten Bauabschnitt "das Herz" des geplanten Neubaugebietes realisiert werden. Was in den Plänen des beauftragten Wincheringer Architekten Christian Haas unter dem Begriff "town center" läuft, soll der Mittelpunkt des neuen Gebietes, aber auch des gesamten Dorfes werden. Ein 2000 Quadratmeter großer Platz soll entstehen, der zwei Spielplätze, ein Fitness-Center mit Freibad, ein Basketball-, ein Beachvolleyballfeld sowie den dann einzigen Kindergarten des Ortes (mit sechs Gruppen) integriert. "Das soll ein Zentrum für alle Familien werden - ein Platz, an dem die gesamte Dorfgemeinschaft zusammenkommt", beschreibt Gudmundsson seine Vorstellungen. Gerade einmal 400 Meter sei das Zentrum Wincheringens von diesem geplanten neuen Mittelpunkt entfernt. Mit der Ansiedlung dieser Freizeitangebote will Gudmundsson etwas für die Familienfreundlichkeit der Gemeinde tun. "Ich beobachte das bei vielen Gemeinden: Für kleine Kinder stimmt die Versorgung in der Regel. Problematisch wird es für Jugendliche zwischen zwölf und 18, denen zu wenig geboten wird. Die hängen dann auf der Straße herum und fangen an, ihre Zeit mit weniger positiven Dingen zu verbringen. Ich möchte, dass auch meine Kinder, die jetzt noch klein sind, später Möglichkeiten für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben."Das Angebot abrunden

Bei der Auswahl der Angebote wie etwa dem Fitness-Center habe sich die Firma an Trends orientiert - und darauf geachtet, keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten in der Gemeinde zu schaffen. "Deswegen wird es keinen zweiten Tennisplatz oder Supermarkt geben. Wir wollen das Angebot abrunden, nicht in Wettbewerb treten." Die "Family Park Wincheringen GmbH" wird laut Grundvertrag das Gebiet von der Erschließung bis zu den Bauten abwickeln - und das finanzielle Risiko tragen. Über Zahlen allerdings schweigt sich der Isländer aus. "Ohne Risiko geht es nicht. Aber ich weiß: Wenn Du etwas Schönes machst, kommen die Leute auch." Die Gemeinde ist über eine Bankbürgschaft abgesichert, die nach Baufortschritt in 200 000er-Schritten abgestuft wird.

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