Wolfgang Reiland ist ständig in Bewegung

TRIER. Die 100-Tage-Schonfrist findet bei Wolfgang Reiland keine Anwendung. Als "Mann aus dem eigenen Stall" braucht der neue Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land keine lange Einarbeitungszeit.

Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass Wolfgang Reiland in den knapp drei Monaten dieses Jahres bereits mehr erlebt hat, als andere Menschen in einem Jahr. Gleich zu Beginn des Jahres wurde er zum neuen Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land gewählt. Es folgten einige Wochen, in denen er zwar noch in seiner Funktion als Werkleiter der VG tätig war, aber auch bereits in die Chef-Sachen Einblick nahm. Seit 1. März hat er das Bürgermeister-Amt auch ganz offiziell inne. Die Menschen in der VG haben ihn aber schon unmittelbar nach seiner Wahl am 12. Januar in Beschlag genommen. "In Telefonaten und Briefen bin ich sofort angesprochen worden", erzählt er. Und was bewegt die Leute? Reiland: "Die Maulkorbpflicht für Hunde, unzureichende Straßenbeleuchtung, die Situation an Schulen." Der Bürgermeister-Alltag hatte den 45-Jährigen mithin bereits eingeholt, bevor er offiziell in Amt und Würden war. Überrascht hat ihn dies nicht. Schließlich kommt er aus dem Haus und hat auch in seinen vorherigen Spezialgebieten (Wasser und Abwasser) mit Alltagsproblemen zu tun gehabt. Viel ist in den vergangenen Wochen geredet worden, speziell bei der Amtseinführung im Schönfelderhof in Zemmer (der TV berichtete). Die vielen guten Wünsche und Angebote zur Zusammenarbeit mögen noch in den Ohren klingen, doch seit dem 1. März schauen viele Augen auf Wolfgang Reiland. "Der Erwartungsdruck ist groß", wiederholt er eine Aussage, die er auch schon vor dem 1. März gemacht hat. Es liege ihm bereits eine lange Liste mit Themen vor, die er abarbeiten müsse - auch wenn es sich dabei teilweise um Fälle handele, in denen die VG nur vermittelnd tätig sein könne. Eine Prioritätenliste hat er schon aufgestellt. Ganz oben steht, wie im Wahlkampf versprochen, der Hochwasserschutz, speziell an Sauer und Kyll. Es folgt das große Thema Abwassererschließung. Auf Platz drei liegt eine eher innerbetriebliche Aufgabe: die Optimierung der Arbeitsabläufe in der Verwaltung. Das Thema Hochwasser wird bereits am 9. April bei Reilands Einstand als Vorsitzender des VG-Rates ausführlich behandelt. Dann werden unter anderem Experten von Land (verantwortlich für die Sauer) und Kreis (verantwortlich für die Kyll) Stellung beziehen. In diesem Zusammenhang sieht es Reiland mit Freude, dass sich an der Sauer ein "Runder Tisch" zusammengefunden hat, an dem auch Vertreter aus dem Kreis Bitburg-Prüm und aus Luxemburg sitzen. "Es muss eine bessere Abstimmung geben", fordert er. Innerhalb der Verwaltung steht spätestens dann eine Veränderung an, wenn die Mitarbeiter des im Bau befindlichen Technischen Dienstleistungszentrums (Wasser, Abwasser) ins Gewerbegebiet Sirzenich ziehen. "Wir müssen unsere eigene Organisation überprüfen", sagt Reiland, "die Verwaltung muss noch finanzorientierter arbeiten." Wasser und Abwasser hat der Verwaltungs-Chef besonders im Blick. "Wir werden weitere Kooperationen anstreben", sagt er. Ziel sei es, die Werke auch auf einem liberalisierten Markt wettbewerbsfähig zu halten. Reiland: "Einrichtungen mit kommunalem Einfluss sind ein besserer Weg als ein Monopolist." Reilands Blick richtet sich auch auf die Feuerwehren - nicht nur als Organisation, sondern auch vermehrt als Kulturträger. "In vielen Ortschaften ist sie der einzige Verein", sagt er.Auch schmerzhafte Einschnitte sind möglich

Der neue Bürgermeister hat sich auch schon in die Fluglärm-Diskussion rund um den Flugplatz Spangdahlem eingeschaltet. Wie berichtet, donnern die startenden Militärjets oft in geringer Höhe über Zemmer - sehr zum Ärger der Bürgerschaft. "Wenn sich die Piloten an die Vorgabe halten, sind alle zufrieden", weist er die Verantwortung in Richtung der US-Verantwortlichen. "Vieles ist in Bewegung", sagt der neue Bürgermeister. Dazu gehört, wegen der wirtschaftlichen Situation, auch das Durchforsten von Etats. "Wir müssen Standards überprüfen und in Frage stellen", kündigt Wolfgang Reiland auch mögliche schmerzhafte Einschnitte an.

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