Wunde im Grünen

AYL. Vor drei Jahren stieß der Plan eines Gewerbegebiets in der Saargemeinde auf heftige Proteste. Jetzt ist das Gewerbegebiet im Bau, und die Kritik ist nicht verstummt, jedoch deutlich leiser geworden.

Wer von den Weideflächen hinter Barbara Feldermanns Reithalle Richtung Ayl-Ortsmitte schaut, der dürfte derzeit nicht gerade erbaut sein. Neben dem Pferde-Anwesen erhebt sich jetzt eine schätzungsweise 2,50 Meter hohe, betongraue Terrasse. Sie gehört zum Gewerbegebiet, das derzeit am Ortsausgang Richtung Saarburg entsteht.Der Bauplatz stört die Idylle ganz erheblich

Der Plan, im Ort ein Gewerbegebiet zu errichten, und das noch neben der Reithalle und inmitten der Pferdekoppeln, hatte vor drei Jahren zu heftigen Protesten geführt. Die Anwohner befürchteten, dass der Erholungswert des Areals beeinträchtigt werden könnte. Tatsächlich sind einige Befürchtungen eingetroffen. Das Projekt stört nicht nur die Idylle von Barbara Feldermanns Anwesen ganz erheblich, die Bauarbeiten haben an den Gebäuden auf der gegenüber liegenden Straßenseite auch zu Rissen geführt. Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger reklamiert dem gegenüber politischen Handlungsbedarf. Das Gewerbegebiet diene ausschließlich dem Eigenbedarf in der Gemeinde. Vier ohnehin ortsansässige Unternehmen werden dort neue, größere, von Nachbarschaftsbeschwerden wahrscheinlich unbehelligte Domizile errichten. Büdinger: "Unser Gewerbegebiet ist kein Industriegebiet." Dort werde sogar ein Wohnhaus entstehen. Auch aus Sicht der beteiligten Unternehmer ist dieses Projekt nicht zu vermeiden. Mario Kramp von "Mario's Garage" in Biebelhausen, bringt die Gründe für seinem Umzug auf die umfassende Formel "Nachbarschaft, Behörde, Deutschland". Wobei dann auch der neue Standort nicht die komplette Problemlösung verheißt. Zur Frage, was ohne das neue Gewerbegebiet passieren würde, wollte sich der KFZ-Meister nicht äußern, ließ allerdings durchblicken, dass dann der Standortwechsel in eine andere Gemeinde erwogen würde.Für 2006 steht der Umzug in Aussicht

Jetzt steht für die vier Unternehmen der Umzug in Aussicht. In einem Jahr sollen die Bauarbeiten beendet sein. Gebäudeschäden würden selbstverständlich ersetzt. "Ein reiner Versicherungsfall", sagt Siegfried Büdinger. Auch Barbara Feldermann hat sich mit der neuen Nachbarschaft weitgehend abgefunden. Unschön sei die Angelegenheit, aber für sie nicht existenzbedrohend. Und überhaupt: "Die Pferde tragen es mit Fassung." Und die zweifelsfrei hässliche Terrasse soll, so Büdinger, hinter Bäumen und anderem Grün verschwinden. Einen Eingriff in die Natur durch Natur zu heilen - das ist für die Naturfreunde und Pferdeliebhaber in Ayl zumindest eine langfristige Perspektive.

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