Zerbrechlicher Luxus

KORDEL. "Glas von der Hochmark" - so heißt die neue Ausstellung, mit der die Kulturscheune auf der Kordeler Hochmark ihr kultur-historisches Angebot bereichert. Das Rheinische Landesmuseum Trier stellt die Exponate zur Verfügung und macht somit die Kordeler Kulturscheune quasi zu seiner "Filia", so der Fachjargon.

 Otto Obser vor mittelalterlichem Glasschmelzofen, einer Ausstellungsvitrine und einer Büste seines Vaters Anton Obser, auf dessen kultur-historischen Spuren er sich bewegt.Foto: Elmar Kanz

Otto Obser vor mittelalterlichem Glasschmelzofen, einer Ausstellungsvitrine und einer Büste seines Vaters Anton Obser, auf dessen kultur-historischen Spuren er sich bewegt.Foto: Elmar Kanz

Hauptattraktion der Ausstellung ist ein funktionsfähig nachgebauter mittelalterlicher Glasschmelzofen, so wie er auf der Hochmark existiert haben dürfte. Er stammt allerdings nicht aus dem Landesmuseum, sondern wurde von Otto Obser, Vorstandsmitglied des die Kulturscheune tragenden Vereins "Kulturkreis Hochmark" fachmännisch errichtet. Drangvolle Enge herrschte, als Kulturkreisvorsitzender Otmar Werle die Ausstellung eröffnete. Etwa 70 Kunstliebhaber, darunter nahezu alle Mitglieder des Ortsgemeinderates, wollten dabei sein. Als "faszinierenden Werkstoff, dem wohl ersten Kunststoff der Menschheit" bezeichnete Karin Goethert, stellvertretende Direktorin des Rheinischen Landesmuseums Trier, das Glas. In ihrem Referat "Römisches Glas im Trierer Land" demonstrierte die Wissenschaftlerin anschaulich und interessant die Entwicklung des Wirtschaftsfaktors Glas in unserer Region vom Luxusprodukt bis zum Gebrauchsgegenstand. Lukas Clemens, ebenfalls vom Rheinischen Landesmuseum Trier, widmete seinen Vortrag vor allem den Glasfunden auf der Hochmark, über deren Ausmaß und Qualität er detailliert berichtete. So hatte Otto Obser noch Ende der 90er Jahre bedeutende Glasfunde gemacht, die dem Hochmittelalter zugeordnet werden. Das Rheinische Landesmuseum war damals informiert worden, maß der Sache aber wohl keine allzu große Bedeutung bei. "Als ich nach einem Jahr wieder an die Fundstelle kam, war ich baff", gestand Lukas Clemens. Offenbar hatte er Otto Obser, der ihm drei mit Glasfunden gefüllte Vitrinen präsentierte, leicht unterschätzt. Ein großer Teil dieser Funde hat jetzt in der Kulturscheune seinen Platz gefunden. Der Rest befindet sich zu Forschungsarbeiten im Landesmuseum. Zum Thema "Glas von der Hochmark" erklärt Otto Obser: "Der Kulturkreis Hochmark sieht eine seiner vorrangigen Aufgaben darin, dieses wichtige, gleichwohl weitgehend unerforschte Kapitel regionaler Wirtschaftsgeschichte aufhellen zu helfen." Die im Vereinshaus, der Kulturscheune, präsentierten Funde stünden interessierten Heimatforschern und Heimatkundlern, Gruppen und Schulklassen - für letztere nicht nur wissenschaftlich, sondern auch didaktisch aufbereitet - zur Verfügung. Literatur sowie weitere Quellen über das Hochmarker Glas enthalte eine kleine Haus- und Handbibliothek. Natürlich gelten die Aktivitäten des Kulturkreises Hochmark einem breiten kulturellen Spektrum, so auch den "Schönen Künsten". Für stilvolle musikalische Umrahmung der Eröffnungsfeier sorgte ein Violin-Quartett. Unter den Musikern: Otto Obser.

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