Zeugnis alter Steinmetzkunst

IRSCH. Seit zwei Wochen ziert ein großes Wandbild den Giebel eines Schuppens mitten in der Ortslage von lrsch. Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich seither gefragt: ,,Was soll dieses Bild bedeuten?"

Im Irscher Gemeindewald "Neunhäuser" gibt es ein Vorkommen sehr harter Sandsteine. Diese Neunhäuser Steine wurden im Lauf der Jahrhunderte begehrtes Baumaterial. Als Bodenplatten, Mauersteine und als Hauwerke an vielen Fenstern, Türen und Toren haben sie bis heute überdauert.Bei einem Waldlauf im Gemeindewald entdeckte der Irscher Bürger Friedel Leinen, der sich einen Namen als "ehrenamtlicher Denkmalpfleger" mit der Restaurierung von Wegekapellen und -kreuzen gemacht hat, ein großes Exemplar eines teilweise behauenen Keltersteines. Dieser Stein wurde bereits vor dem Ersten Weltkrieg von den Steinmetzen aufgegeben, da sich beim Herumdrehen zeigte, dass er auf der Unterseite gerissen und deshalb als Kelterstein unbrauchbar war. Für Friedel Leinen war klar, dass dieser Stein in Zukunft das Bild des Irscher Ortskerns mitprägen soll.Bald war ein geeigneter Standort am Fuß des Kirchenhügels ausfindig gemacht. Mit ehrenamtlichen Helfern, Handwerkern und mit Unterstützung durch die Gemeinde wurden die Grünfläche vom Bewuchs befreit und der Verputz am rückwärtigen Giebel erneuert. Der Künstler Alfons Stüber machte sich ans Werk und schuf dort ein Wandbild. Dieses Gemälde zeigt den von Friedel Leinen entdeckten, halbfertigen Kelterstein an seinem Fundort im Neunhäuser Wald, und stellt weiter dar, wie dieser Stein von Steinmetzen in mühevoller Handarbeit behauen wurde.Mit Hilfe schweren Geräts wurde der Stein vom Neunhäuser Wald nach Irsch transportiert. Die Aufstellung des mehr als drei Tonnen schweren Sandsteines vor dem Wandgemälde erwies sich als kniffliges Unterfangen. Zentimetergenaues Arbeiten der Helfer war erforderlich. Zu allem Überfluss musste der Stein, nachdem er endlich aufgestellt war, noch einmal komplett gedreht werden, da er nun genau spiegelverkehrt zu seinem Ebenbild auf dem Gemälde lag.Applaus der beobachtenden Irscher Dorfbewohner brandete nach vollendeter Tat auf, und Ortsbürgermeister Alfred Karges bedankte sich bei Alfons Stüber, den vielen ehrenamtlichen Helfern und bei Friedel Leinen. Der zeigte sich sichtlich erleichtert und bewegt, dass sein lange vorbereitetes Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde, als er ausrief: "Es ist geglückt. Es hat geklappt. Das große Werk, es ist geschafft. Ich sag's im Ernst und nicht im Scherze, hiermit fällt mir ein Stein von Herzen." Und die Gemeinde Irsch besitzt einen Stein, der ihr als Zeugnis heimischer Handwerkskunst ans Herz wachsen kann.

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