Zu einem Zweiunddreißigstel ein Detzemer

DETZEM. Lehrer und Realschulrektor, Dirigent, Organist und Dorfchronist: Viele Posten hatte der Detzemer Josef Hilgers in den vergangenen fünf Jahrzehnten inne. Für seinen ehrenamtlichen Einsatz im Vereinsleben des Dorfes hat der Pensionär die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz erhalten.

Wer in Detzem eine Frage zur Heimatgeschichte stellt, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit von Einheimischen den Rat erhalten: "Fragen Sie doch den Herrn Hilgers, der weiß so etwas.” Josef Hilgers ist ein Mann, der sich stets irgendwo engagiert hat. Nach seiner Pensionierung 1996 beispielsweise setzte er sich sofort an die Arbeit zu einer Dorfchronik, die tausende Stunden seines Ruhestands verschlang und 2001 fertiggestellt wurde. Das 450 Seiten starke Werk ist nur einer von vielen Gründen, warum ihm die Gemeinde dankbar sein kann. Auf die Verleihung der Verdienstmedaille antwortete der Gemeinderat mit einer Feierstunde, bei der Josef Hilgers als Dank für seinen Einsatz eine Miniaturnachbildung des örtlichen zehnten römischen Meilensteins erhielt.Im Alter von 23 Jahren trat der gebürtige Dieblicher (Kreis Koblenz) seine erste Stelle an der Volksschule Detzem an. Der junge Lehrer hatte keine Probleme bei der Stellensuche gehabt, da er über eine Organistenausbildung verfügte und somit den Kirchenchor übernehmen konnte. Mit einem Schmunzeln verrät Hilgers: "Da meine Urururgroßmutter eine gebürtige Detzemerin war, lag ja schon ein Zweiunddreißigstel meiner Wurzeln in dem Dorf." Mit viel Einsatz dirigierte er den Kirchenchor und den Männergesangverein bis 1995. Den Kirchenchor, dessen Leitung Hilgers noch immer innehat, formte er vom Männer- zum Gemischten Chor um. Früh gründete er einen Orgelbauverein und realisierte nach mehrjähriger Initiative, überwiegend durch Mostsammlungen, den Einbau einer Orgel in die Pfarrkirche, die er seitdem jeden Sonntag erklingen läßt.Auch an der Schule setzte er Zeichen mit der Einrichtung eines Volksbildungswerkes. 1969 wurde Hilgers nach einem Zusatzstudium Lehrer an der Ludwig-Simon-Realschule in Trier. "Als Realschullehrer konnte ich meine Hobbys beruflich weiterführen: Musik und Geschichte”, erzählt Hilgers. Von 1981 bis zu seiner Pensionierung leitete er zwei Realschulen in Speicher und Bernkastel-Kues. Nebenher engagierte er sich stets in seiner neuen Heimat Detzem, aus der auch seine Frau stammte.Sein größter Verdienst ist das Verfassen der Dorfchronik. Im März 1997, nach halbjähriger Vorarbeit, stellte er sein Projekt im Gemeinderat vor. Als eines der Mitglieder fragte, wann die Chronik denn fertig sei, antwortete Hilgers: "Wenn ich vor 2000 fertig bin, werde ich großes Glück gehabt haben." Jetzt, da diese Hürde genommen ist, bleibt wieder mehr Zeit für Hobbys wie Musik und Theater.

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