Zugepackt und selbst gemacht

ZEMMER-SCHLEIDWEILER. Der feierlichen Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehaus in Schleidweiler wohnten zahlreiche Gäste und Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung, Feuerwehr und Kirche bei. Gegenstand aller Festreden war die besondere Entstehungsgeschichte des Gebäudes.

"Unkonventionelle und unorthodoxe Wege" seien zur Realisierung dieses Projektes beschritten worden, betonte Wolfgang Reiland, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land. Prompt nutzte manch politischer Redner diese als Kompliment gemeinte Feststellung angesichts der nahenden Kommunalwahl, um auf seine persönlichen Verdienste oder die seiner Fraktion hinzuweisen. Denn ohne den mehrheitlichen Beschluss aller Fraktionen des VG-Rates im August 2002, noch in der Amtszeit Bernhard Kasters, hätte das Neubauvorhaben nicht umgesetzt werden können. Ausschlaggebend war ein Versprechen der Freiwilligen Feuerwehr Schleidweiler, den vom Land eigentlich zu finanzierenden Eigenanteil durch Eigenleistung zu ersetzen. Zwar ist Rheinland-Pfalz gesetzlich verpflichtet, den Bau eines Feuerwehrgerätehauses mit 30 Prozent zu bezuschussen. "In Anbetracht der finanziellen Situation beträgt der Zeitraum von der Beantragung bis zur Auszahlung mittlerweile allerdings sieben bis acht Jahre. Die Dringlichkeit spielt da keine Rolle", erklärte Wolfgang Reiland. So lange wollten die 26 Wehrleute nicht warten, litten sie doch unter einer unhaltbaren Situation. Das alte Gebäude, eher eine große Garage, hatte keinerlei sanitären Einrichtungen oder Umkleideräume. Das größte Problem war die Lage an einer Einbahnstraße mit 18 Prozent Steigung. "Gerade in den Wintermonaten war es extrem schwierig, mit dem Tragspritzenfahrzeug zum Einsatz aufzubrechen", erzählte Wehrführer Fredi Mick. Die Gemeinde Zemmer stellte kostenlos ein Grundstück "Unterm Mühlenweg" zur Verfügung. Im Februar 2003 begannen die Bauarbeiten. Bis auf Fenster, Tore, Estrich, Putz und Heizung errichteten die Wehrleute in über 4 000 Stunden Eigenleistung und nur einem Jahr Bauzeit das gesamte Haus. Auf 180 Quadratmetern Nutzfläche beherbergt es eine Fahrzeughalle, Lager-, Umkleide- und Sanitärräume. Insgesamt 172 000 Euro kostete der Bau, darin enthalten ist die Eigenlei-stung der Feuerwehr im Wert von 55 000 Euro. Darüber hinaus brachten die Freunde und Förderer der Freiwilligen Feuerwehr Schleidweiler 8800 Euro für den zweiten Fahrzeugstellplatz auf, dessen Unterhalt sie auch künftig finanzieren wollen.Beispielhaft für andere Kommunen

Wie schon Bernhard Kaster, lobte auch der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Trier-Saarburg, Kurt Waschbüsch: "Das war eine hervorragende Leistung, die in Zeiten der Geldknappheit anderen Kommunen als Beispiel dienen kann." Kreisfeuerwehrinspekteur Ortwin Neuschwander sagte: "Wenn die Politik will, ist es auch möglich, ungewöhnliche Wege zu beschreiten." Ortsbürgermeister Winfried Wollscheid hob hervor, dass die Feuerwehr ihr Versprechen gehalten habe und nunmehr die Sicherheit der Bürger durch ungehinderte Einsätze gewährleistet sei. Auch würdigte er die Leistung des Architekturbüros Köhler, das ein funktionales, hervorragend an die Umgebung angepasstes Gebäude geplant habe. Der Musikvereins Rodt und der Gesangvereins Schleidweiler umrahmten die Schlüsselübergabe durch den Architekten Toni Köhler und die feierliche Einsegnung durch Pastor Bernd Seibel. Das neue Gebäude ziert der Leitspruch: "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr." Morgen stellen wir in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" den Fremdenverkehrsverein "Ferienregion Trierer Land" vor.

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