Zum Himmel hin geöffnet

KONZ-KÖNEN. Zehn Monate lang war die Kirche St. Amandus in Konz-Könen eine Baustelle gewesen. Am Sonntag wurde sie von Bischof Reinhard Marx feierlich den Gläubigen zurückgegeben.

Weihe in der Pfarrkirche St. Amandus Konz-Könen. Von draußen durch die hoch liegenden Fenster strahlt die Frühlingssonne und verbindet sich mit dem elektrischen Licht zu einer wundervoll positiven, belebenden Atmosphäre. Der obere Teil der Kirche ist der hellste. Die Decke mit ihren feinen, fließenden Ornamenten, sie leuchtet. Der Raum bedrückt nicht, sondern weitet sich. Er engt nicht ein, sondern vermittelt ein Gefühl von religiöser Freiheit. Klangvolle Musik von der Empore

Die Kirche öffnet sich nach oben - zum Himmel hin. Und während Bischof Reinhard Marx, die Priester und die Ministranten mit feierlich gemessenem Schritt einzogen, tönte von der Empore die Harmonie von Kirchenchor, Jugendchor und Instrumentalensemble unter der Leitung von Lisbeth Nagel. Sie gaben dem gesamten Gottesdienst eine klangvolle Festlichkeit mit, ergänzten die mit voller Stimme gesungenen Gemeindechoräle und verbanden sich auch mit den Orgelklängen von Christof Emanuel Hahn bestens. Zehn Monate war die Pfarrkirche St. Amandus für den Gottesdienst gesperrt. So lange hatten die Erneuerungsarbeiten gedauert. Pfarrer Hans Diekmann sprach von der "freudigen Stimmung" an diesem Sonntag. Bischof Marx nannte ihn einen "Tag der Freude". Und mit den Lesungen der Zehn Gebote und aus dem Korintherbrief und dem Evangeliumstext von Jesu Austreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel war man ganz nah am Thema dieser Weihe: Gott ein Haus zurückzugeben, in dem die Gebote zählen, aber auch die Botschaft Jesu. Reinhard Marx setzte in seiner Predigt bei der Eroberung des Tempels durch die Römer im Jahr 63 vor Christus an - und deren Erstaunen, als sie das Allerheiligste leer vorfanden. Gott sei unsichtbar und nicht an einen Ort, an ein bestimmtes Heiligtum gebunden, sagte der Bischof. Dann begab er sich auf einen rhetorischen Rundkurs durch die christlichen Glaubensinhalte und landete schließlich beim Menschenbild der Christen, beim Gebot der Sonntagsruhe und bei der Bestimmung des Kirchenraums als "Raum für Ruhe und Besinnung, als Raum für Gott". Eine neu gestaltete Kirche, sei ein "Zeichen der Hoffnung" gerade in einer Zeit, in der viele den christlichen Inhalten fern stünden, und die Altarfeier sei eine "Feier der österlichen Erneuerung". Vor der Predigt schon hatten der Bischof schon das Taufbecken und den Ambo geweiht. Die Altarweihe, neben der Kommunion der zentrale Teil des Gottesdienstes, entwickelte sich zu einem Akt von fast spektakulärer Feierlichkeit. Als nach der Allerheiligenlitanei, der Beisetzung der Reliquien im Altar, die Besprengung und die Salbung des Altars mit Chrisam schließlich fünf Weihrauchflammen auf dem Heiligtum entzündet wurden, da breitete sich in der Kirche eine andächtig-freudige Stimmung aus. Der Altar gehörte wieder zur Gemeinde. Die Feier der Eucharistie konnte beginnen. Den meisten Gottesdienstbesuchern gefiel die neu gestaltete Kirche. Sie sei wirklich sehr gelungen, sagte eine Erzieherin aus Trier. "Alles gut, alles wunderbar", hieß es von einem älteren GemeindemitglieNicht alle Teilnehmer am Gottesdienst waren indes gleichermaßen von dieser festlich-positiven Einstellung beseelt. Neben deutlicher Zustimmung wurde am Ausgang auch Kritik laut. Man müsse sich erst einmal an diese Neugestaltung gewöhnen, sagte ein älteres Gemeindemitglied diplomatisch. Und ein anderer stellte unmissverständlich klar, dass aus seiner Sicht das alte Könener Holzkreuz, das jetzt frei im Altarraum schwebt, zur modernen Gestaltung überhaupt nicht passe. Trotzdem blieb die Grundstimmung freundlich. "Die Kirche soll eine Stätte des Friedens und der Versöhnung sein", hatte Reinhard Marx zum Gottesdienst-Abschluss gesagt.

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