Zwei Tage wenzeln auf der Wiese

AYL. Party, Stimmung und gute Laune sind Trumpf bei der "Wald-Wiesen-Wenzel"-Fete in Ayl. Seit elf Jahren treffen sich tausende junger Leute zum Abfeiern auf einer Wiese über der Saar.

Eine endlos lange Blechlawine wälzt sich durch den Weinort an der Saar. In den Autos meist junge Leute, die dem Schild mit der Aufschrift "www" folgen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um ein Treffen von Internet-Freaks. Die Schilder führen geradewegs zum "Wald-Wiesen-Wenzel", das seit nunmehr elf Jahren auf einem Wiesengelände oberhalb des Dorfes gefeiert wird. Ein schmaler Weg schlängelt sich vorbei an Weinbergen durch einen Wald zum Austragungsort der Open-Air-Party, die - nach Angaben des Veranstalters - mittlerweile zu den angesagtesten Feten in der Region gehört.Inzwischen eine Mammutfete

"Begonnen hat alles vor elf Jahren, als vier Leute aus Ayl eine Geburtstagsparty hier oben veranstalteten", sagt Edmund Janitzki, der von Anfang an dabei ist. "Wir haben samstagmittags aus Latten und Fallschirmstoff ein Zelt gezimmert, einen Bierstand und einen alten Weinstand aufgebaut und Musik aus einer kleinen Wohnzimmeranlage laufen lassen." Aus der Geburtstagsfete von damals ist inzwischen eine Mammut-Fete geworden. Die Veranstalter rechneten in diesem Jahr mit 3500 Party-Fans, die an zwei Tagen ausgelassen feiern. Die Wiese "Auf der Wild" ist von riesigen Scheinwerfermasten hell erleuchtet. Zwei Bierstände, ein Imbisswagen, ein großes Festzelt und zwei mächtige Kühlwagen bilden einen Halbkreis, der von einem Lastzug begrenzt wird. Auf dem offenen Anhänger thront DJ "Moritz" - alias Jürgen Fischer -, in Ayl seit Jahren ein Begriff für gute Laune und fetzige Musik. Bis vor zwei Jahren traten am "Wald-Wiesen-Wenzel" noch Live-Bands auf. "Das wurde uns einfach zu teuer", sagt Carsten Stocky, Vorsitzender des Fördervereins des Jugendclubs St. Bartholomäus, der vor vier Jahren die Organisation der Party vom Jugendclub übernommen hat. Rund 20 junge Leute helfen bei der Organisation und achten darauf, dass alles in geregelten Bahnen läuft. "Wir hatten noch nie Schlägereien oder größere Probleme mit den Gästen", sagt Carsten Stocky stolz. Die rund 3500 - vornehmlich jungen - Partyfans kommen aus der gesamten Region - aus der Eifel, dem Hunsrück, Luxemburg und Frankreich. Sogar bis in die Schweiz hat sich das "Wald-Wiesen-Wenzel"herumgesprochen. Auf einem Lehrgang in Griechenland, an dem auch Carsten Stocky teilgenommen hat, hat Marco Eichenberger von der Party gehört. "Carsten hat in allerhöchsten Tönen von der Fete geschwärmt und mich neugierig gemacht", sagt der 39-jährige aus Zürich. Der hat sich den Termin gemerkt, sich kurz entschlossen per Handy zur Party angemeldet und ist die 500 Kilometer von Zürich nach Ayl gefahren, um zu feiern. Und das geht beim "Wald-Wiesen-Wenzel" fast nonstop. Zu fetziger Partymusik und zuckenden Lichtblitzen wird "Auf der Wild" zwei Tage - oder besser gesagt Nächte - lang bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Trotz des erheblichen Alkoholkonsums seien bislang noch nie "Alkohol-Leichen" gesichtet worden, versichert Carsten Stocky. Allerdings würden einige anschließend auf der Wiese "wenzeln". Den nicht Dialekt sprechenden Lesern sei erklärt: "wenzeln" heißt soviel wie sich wälzen oder umherliegen. Nach zwei Tagen "wenzeln" und übernachten im Freien ist der Spuk "Auf der Wild" vorbei, und die Blechlawine rollt wieder den Berg hinab. Übrig bleibt stets ein Tag Aufräumarbeit für Carsten Stocky und seine Mannen. Und vielleicht der eine oder andere Partyfreak, der bis zum Nachmittag noch seinen Rausch auf der Wiese "auswenzelt".Lesen Sie morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Spielplatzcheck aus Wehr.

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