"Zwölf Jahre Lärm und Staub"

WASSERLIESCH. In der Obermoselgemeinde formiert sich Protest gegen ein Vorhaben, das nach Ansicht der Bürger durch Lärm- und Staubbelastung krank machen und zudem die Landschaft auf Jahre hinaus verschandeln werde.

Gemeint ist die Absicht der Firma Joh. Wacht GmbH & Co. KG, am Ortseingang von Wasserliesch auf einer beantragten Fläche von 73 000 Quadratmetern (das sind rund zehn Fußballfelder) in zwölf Jahren sukzessive rund 350 000 Kubikmeter Kies abzubauen. Die Kreisverwaltung als Genehmigungsbehörde bestätigte das laufende Planfeststellungsverfahren, in dem die Umweltverträglichkeit des Vorhabens geprüft werde.Für die Bürgerinitiative, die sich vor zwei Wochen gegründet und auf Flugblättern bereits zum Protest im rund 2200 Einwohner fassenden Dorf aufgerufen hat, ist der Kiesabbau ein "unsägliches" Vorhaben, wie es Kurt Bungartz formuliert. Denn: Der geplante Kiesabbau werde den Fremdenverkehrsort - immerhin rund 18 000 Übernachtungen - für mindestens zwölf Jahre "verschandeln". Acht Meter tiefe Krater, Baumaschinen, Schallschutzwände und Bauzäune würden "das Tor zur Obermosel in Kiesgrube verwandeln".Die Lärmbelästigung - beantragt sei der Kiesabbau von montags bis samstags zwischen sieben und 20 Uhr - sowie die Staubbelastung für den ganzen Ort - besonders in trockenen Monaten - werde die Wohnqualität erheblich einschränken. "Staub und Lärm belasten besonders unsere Kinder. Wir haben den angegebenen Schallpegel mit Hilfe einer Stereo-Anlage nachgemessen", sagt Peter Mischo, ohne Ohrstöpsel sei die Lautstärke nicht auszuhalten gewesen.Unterschriftenaktion geplant

Damit nicht genug: Der Kiesabbau werde dazu führen, dass der Grundwasserspiegel steige, was zu überfluteten Kellern führen könne. "Die Wasserdurchlassfunktion der Kiesschicht geht verloren, Bergwasser wird angestaut, Regenwasser versickert nicht mehr", weiß Mischo. Dadurch werde der ohnehin schon hohe Grundwasserspiegel weiter ansteigen, denn die Löcher würden mit weniger durchlässigem Material verfüllt werden.Dass die Bürgerinitiative schon jetzt auf Unterstützung aus der Bevölkerung bauen kann, zeigte eine Versammlung, zu der rund 100 Wasserliescher ins Restaurant "Alt Reinig" gekommen waren. Mit lautstarkem Beifall belohnt wurde nicht nur der flammende Appell von Peter Bambach, der den Anwesenden zurief: "Wehren Sie sich, damit unser schönes Tor zur Obermosel nicht zu einem Drecksloch verkommt."Hauptsächlich betroffen sind die Bewohner im Neubaugebiet Granahöhe, wo sich viele Familien mit Kindern angesiedelt haben, und der Ortsteil Reinig. Der Abstand zu Reinig betrage 120 Meter, der zum Neubaugebiet nur 90. Aber die Bürgerinitiative sieht den ganzen Ort durch das Vorhaben gefährdet. Mit einer Unterschriftenaktion, bei der zu helfen, sich an dem Informationsabend spontan etliche Liescher bereit erklärt hatten (immerhin sind 37 Straßen abzuklappern), soll der Druck - auch auf den Gemeinderat - verstärkt werden.Anfang Oktober soll die Firma in nicht-öffentlicher Sitzung des Gemeinderates gehört werden, dann eine Bürgerversammlung veranstaltet werden. Schließlich soll der Gemeinderat sein Votum abgeben, hieß es in der Versammlung.Wacht-Geschäftsführer Hans Wacht betrachtet den Protest eher nüchtern. "Wir haben mehrere Gutachten erstellt. Jetzt müssen die Behörden unseren Antrag prüfen." Allerdings ärgert es ihn, dass die Bürgerinitiative einen seiner Meinung nach falschen Lageplan in Umlauf gebracht hat. Denn die Abbaufläche sei deutlich kleiner, als auf der Zeichnung angegeben. Der Abstand zu Reinig betrage nicht 120 Meter, wie von der Bürgerinitiative angegeben, sondern 180. Nicht abgebaut werde auf dem im Flächennutzungsplan ausgewiesenen so genannten Bauerwartungsland."Keine grundsätzlichen Hinderungsgründe"

Umweltverträglichkeitsstudie, Amphibiengutachten, Lärmgutachten und die hydrogeologische Bewertung des Vorhabens hätten ergeben, dass sich der Abbau unter Berücksichtigung von Auflagen - beispielsweise Lärmschutzwall - im Rahmen der Grenzwerte bewegen würde, sagt Wacht. In einem Behördengespräch vorab hätten Kreisverwaltung und Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord "keine grundsätzlichen Hinderungsgründe" für einen Abbau gesehen.Die Zweifel an der Qualität der Gutachten, die von der Bürgerinitiative gehegt werden, teilt er nicht. Solch renommierte Gutachter könnten sich eine unprofessionelle Arbeit gar nicht erlauben.

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