"Als wäre eine Bombe eingeschlagen" - Kreis stoppt Abbruch von zwei Häusern in Denkmalschutzzone

Saarburg · Thomas Bier plant den Bau von drei Eigentumswohnungen im Kunohof. Doch kurz nach Beginn der Abrissarbeiten an zwei Häusern verfügt der Kreis einen Baustopp. Der Grund: Genehmigt war ihr Umbau, nicht ein Komplettabriss.

 Keine schöne Aussicht: An dieser Stelle hat ein Investor zwei Häuser abgerissen. TV-Foto: Alexander Schumitz

Keine schöne Aussicht: An dieser Stelle hat ein Investor zwei Häuser abgerissen. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: (h_sab )

Saarburg. Wenn es in Saarburg ein Viertel wie Prenzlauer Berg in Berlin gäbe, dann wäre das der Kunohof. Hier wohnen Chinesen, Franzosen, Künstler und der Pastor Tür an Tür. Der Straßenzug zwischen Kunoturm und Laurentiusberg hat schon deutlich bessere Zeiten erlebt.
Parkplätze sind dort, wo bis zum Fliegerangriff der Alliierten Weihnachten 1945 noch Häuser standen. Die Metzgerei: seit Jahren geschlossen. Auch Kleidergeschäfte und Maßschneiderei sind längst Geschichte. Mitten in diesem Straßenzug standen zwei baufällige Häuser. Vor vielen Jahren waren sie an einen Gastronomen in Luxemburg verkauft worden. Er brach die Decken auf, um Betondecken einzuziehen. Aber das Vorhaben wurde von der Kreisverwaltung gestoppt, denn der Kunohof liegt in einer Denkmalzone. Umbauten in diesem Bereich dürfen nur in Absprache mit der unteren Denkmalschutzbehörde und der Denkmalfachbehörde erfolgen. Vor rund vier Jahren wurden die zwei Gebäude zwangsversteigert. Gekauft hat sie der Saarburger Gastronom Thomas Bier. Er plante, die Häuser in drei Eigentumswohnungen umzubauen. Vergangenen Samstag rückte der Bagger an und begann die Häuser abzureißen. Die Anlieger schildern, dass der Bereich kaum gesichert war, dass Touristengruppen an den Häusern vorbeiliefen, und die Saartalbahn noch durch die Straße fuhr, kurz bevor die beiden Gebäude in sich zusammenstürzten. Am Montag dann wieder Baustopp.Nur Umbau war erlaubt


Thomas Müller, Pressesprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, sagt: "Genehmigt war der Umbau der beiden Häuser in Eigentumswohnungen." Bau- und Denkmalbehörden hätten entsprechenden Arbeiten zugestimmt. Ein Abbruch der beiden Gebäude sei nicht genehmigt worden. Wie es auf der Baustelle weitergeht, ist derzeit offen. "Wir haben ergänzende Planunterlagen angefordert. Sobald uns die vorliegen, prüfen wir, ob das Vorhaben genehmigungsfähig ist", sagt Müller. Ob ein Bußgeld verhängt wird, ist zurzeit noch offen. Dies müsse - so Müller - ebenfalls noch geprüft werden. Laut Landesdenkmalschutzgesetz ist die Zerstörung eines denkmalgeschützten Gebäudes eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis zu einer Million Euro geahndet werden kann.
Thomas Bier geht davon aus, dass er sein Vorhaben bald fortsetzen darf. "Wir wollen dort drei Komfortwohnungen in der Stadt errichten. Sie werden dieses Viertel bereichern", sagt er . Doch bis es weitergeht, bietet der Blick vom Eingang des Restaurants Bella Vista aus - anders als der Name verspricht - keine schöne Aussicht. Stattdessen blickt man auf einen großen Trümmerhaufen. Oder, wie es ein Nachbar ausdrückt, der namentlich nicht genannt werden möchte: "Es sieht aus wie 1945, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte."Meinung

Ein Schelm, wer Gutes dabei denkt
Das wichtigste Pfund, mit dem Saarburg wuchern kann, sind seine Denkmäler. Es ist traurig genug, dass etliche in schlechtem Zustand sind. Klar, sie zu renovieren kostet oft viel Geld. Aber das Geld ist in mehrfacher Hinsicht gut investiert. Wer Denkmäler instand setzt, profitiert steuerlich. Die Verbandsgemeinde unterstützt die Planung solcher Engagements finanziell. Und für die Stadt ist die historische Bausubstanz der Trumpf, den sie für die Touristen zücken kann. Der Kreis sollte deshalb den Abriss der zwei Häuser kritisch unter die Lupe nehmen. Hier sollten - so der Eindruck - mit dem Bagger schnell Fakten geschaffen werden. Wer alte Bausubstanz erhalten will, geht sorgfältiger mit ihr um. Er würde Baustelle und Fassaden absichern, bevor der Bagger anrollt. Ein Schelm, wer Gutes dabei denkt und glaubt, dass hier nur versehentlich mehr zu Bruch gegangen ist. saarburg@volksfreund.deExtra

Die Stadt Saarburg hat vier Denkmalzonen ausgewiesen. Das sind die Burg, die Reste der Stadtbefestigung, Teile der Graf-Siegfried-Straße mit ihren Villen aus dem frühen 20. Jahrhundert und der Stadtkern, der als Denkmalzone die Bereiche zwischen der Glockengießerei Mabilon, dem Staden, dem Markt und dem Fruchtmarkt umfasst. Denkmalzonen werden durch Rechtsverordnung ausgewiesen. Bauliche Veränderungen in diesen Bereichen sind nur mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde zulässig. itz

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