Gründervater führt durch die ehemalige Glockengießerei in Saarburg

Saarburg · Das Museum in der früheren Glockengießerei Mabilon in Saarburg hat für die Besucher neue Führungen und Informationstafeln erarbeitet. So können die Gäste das Museum beispielsweise mit Urbain Mabillot, erkunden oder lernen, wo die älteste erhaltene Läuteglocke gefunden wurde.

Gründervater führt durch die ehemalige Glockengießerei in Saarburg
Foto: (h_sab )

Vor den mittelalterlichen Toren der Stadt Saarburg liegt die ehemalige Glockengießerei Mabilon. Den Grund hierfür kennt Urbain Mabillot, später auch Urbanus Mabilon (1744 bis1818) genannt, der Gründer der Manufaktur. Verkörpert wird er von Wolfgang Matthes auf seinen Führungen durch das Gelände der Gießstätte. "Der Saarburger Stadtrat hat mir 1770 nur erlaubt, mein Gewerbe außerhalb der Stadtmauer einzurichten", sagt Mabilon. Weitere Standortvorteile waren die Nähe zu einem schiffbaren Fluss sowie guter Lehm zwischen Irsch und dem heutigen Stadtteil Beurig, den es für die Herstellung von Glockenformen braucht.
"Wer heute ein Museum besucht, will etwas erleben, will Geschichte hautnah präsentiert haben",sagt Matthes im TV-Gespräch. Der frühere Gymnasiallehrer ist nicht nur Führer im Museum Glockengießerei, sondern auch Mitglied im Arbeitskreis Museum. Dieser beschäftigt sich seit knapp zwei Jahren damit, wie das Handwerk des Glockengusses didaktisch aufbereitet werden kann.
Eine fünfköpfige Gruppe überlegt seither, mit welchen Veränderungen und Hilfsmitteln sich das Areal für Besucher attraktiver gestalten lässt. "Ein Aspekt, den wir immer wieder berücksichtigen müssen, ist der Denkmalschutz", sagt Anette Barth, Geschäftsführerin der Kulturgießerei. Deshalb könnten manche Ideen nur nach vielen Gesprächen - etwa mit der unteren Denkmalschutzbehörde - realisiert werden. So grübelt Barth seit mehreren Monaten über ein neues Lichtkonzept.
Da ist das Aufsetzen von Erlebnisführungen deutlich einfacher. "Die Geschichte der Stadt Saarburg ist seit dem 18. Jahrhundert eng mit der Familie Mabilon verknüpft", sagt Matthes. Da habe es nahegelegen, die Geschichte der Werkstätte mit Hilfe des Gründers dieser 230-jährigen Tradition am Standort zu erzählen. Dieser lag bis zum Abbruch der Stadtmauer, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, außerhalb der Stadt. Einblick in die Welt der Familie Mabilon gewährt auch Beate Brammer. Sie führt als Anna Maria Stocky durch das Museum. Stocky war die spätere Ehefrau von Urbain Mabillot und stammt aus einer Glockengießerfamilie in Niederleuken.Superlative gesammelt


Ergebnis der neuen Konzeption sind auch elf neue Schautafeln, mit deren Hilfe beispielsweise die Geschichte des Glockengusses erklärt wird, vom Wachsausschmelzverfahren über das Lehmformverfahren bis hin zum Sandformverfahren. Auf einer anderen Tafel sind Superlative rund um das Thema Glocken gesammelt. So erfährt der Besucher etwa, dass von Archäologen die älteste erhaltene Läuteglocke in der Wikingerstadt Haithabu (Schleswig-Holstein) gefunden wurde. "Wir wollten auch dem Besucher, der nicht an einer Führung teilnimmt, die Möglichkeit geben, sich zu informieren", sagt Matthes.
Das Museum in der ehemaligen Glockengießerei Mabilon haben im vergangenen Jahr rund 10 000 Menschen besucht. Es gab etwa 150 Führungen durch die Werkstatt.Extra

Neben den offenen Führungen, noch bis zum 3. November, jeweils dienstags, 14 Uhr, für drei Euro, gibt es für angemeldete Gruppen die Classic-Tour (40 Euro zuzüglich einen Euro für jeden Teilnehmer). Die Führer der History-Tour heißen Urbanus Mabilon und Anna Maria Stocky. Die Gruppen erfahren hier neben dem Glockenguss für 80 Euro auch viel Wissenswertes über die Familie Mabilon. Angeboten wird ebenfalls eine Genießer-Tour mit Sektverkostung. Diese kostet 60 Euro zuzüglich einer Pauschale für den Sekt, die sich nach der Gruppengröße richtet. Außerdem gibt es verschiedene Angebote für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Handicap. Buchbar sind die Angebote direkt über die Kulturgießerei, Telefon 06581/2336. Dort gibt es auch weitere Informationen. itz

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