Der Amtsbonus wog am Ende schwerer

Der SPD-Mann Vitus Blang hat sein Amt gegen die CDU-Kandidatin Anita Kruppert mit einer recht deutlichen Mehrheit von zehn Prozent verteidigen können. Ein Wahlsieg für die zurzeit heftig von der politischen Großwetterlage gebeutelten SPD?

Die Antwort lautet "nein". Hier siegte kein strammer Parteisoldat, sondern ein engagierter Isseler Bürger, der es in den vergangenen fünf verstanden hatte, eine Mehrheit zu überzeugen. Pech für die Gegenspielerin Anita Kruppert, die immerhin mit über 45 Prozent aller Stimmen einen Achtungserfolg erzielen konnte. Was ihr aber mit Sicherheit fehlte, war dieser fast natürliche Vorsprung eines erfolgreichen Amtsinhabers. Es gelang ihr nicht, noch mehr Wähler für ihre Sache an die Urnen zu bringen. Darauf weist auch die geringe Wahlbeteiligung hin. Dabei waren ihre Voraussetzungen am Start durchaus günstig: Wie der volkstümliche Vitus Blang, so gilt auch Anita Kruppert in Schweich als Sympathieträgerin, ihre Arbeit als erste Beigeordnete wird gewürdigt. Auch sie setzt auf das Prinzip der Kooperation statt der Konfrontation, auf Sachpolitik statt auf Parteigeplänkel. Das alles überdeckte aber nicht über die Tatsache, dass die politische Arbeit der vergangenen fünf Jahre in Schweich mit dem Namen des Stadtbürgermeisters verbunden war. Und Politik wird vom Wähler stets gern mit einem Namen versehen - auch wenn de facto alle wichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen ein gemeinsames Produkt von Stadtvorstand, Ausschüssen und Stadtrat sind. Dies ist aber kein spezielles Schweicher Phänomen. Warum findet in der Regel immer erst dann ein Wechsel an der Stadtspitze statt, wenn der langjährige Amtsinhaber auf eine erneute Kandidatur verzichtet? Antwort: Weil erst dann in den Augen des Wählers die Karten wirklich neu gemischt sind. Bei stark auf die Person bezogenen Abstimmungen - und das sind Bürgermeisterwahlen - tendiert der Wähler zur konservativen Entscheidung. Allerdings nicht konservativ im Sinne einer politischen Farbe, sondern konservativ im Hinblick auf den Erhalt des Vertrauten und Bekannten, des personellen status quo. Damit die Politik ihren vertrauten Namen behält, so wie in Schweich. f.knopp@volksfreund.de

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