Die Vampire sind unter uns

Glauben Sie an Vampire? Ich inzwischen ja - an die Einkaufs-Vampire! Sie saugen nicht unser Blut, aber an unseren Nerven. Und sie erscheinen nicht nach Mitternacht, sondern an hektischen Samstagen in Supermärkten und Kaufhäusern.

Etwa der "Nun-Kauf-Ich-Spargel-Vampir". Eine meist männliche Person, die sich breit vor den Spargelkisten aufbaut und dann in aller Ruhe jedes Stängelchen zehnmal einzeln umdreht, bevor er es einpackt. Die andern müssen warten - haben eh' kein Zugriffsrecht, solange er dort wühlt. Meist eine weibliche Vampir-Spezies ist an Bedien-Theken anzutreffen: Die Frau "Ich-Weiß-Nicht-Was-Ich-Haben-Will". Hinter ihr steht eine genervte Kundenschlange mit vorbereiteten Einkaufszetteln, aber sie beginnt erstmal zu studieren und zu hinterfragen, was aus dem riesigen Käseangebot ihr zusagen könnte. Nach zehn Minuten entscheidet sie sich garantiert für den üblichen "Gouda jung" (uah!) und ein Eckchen Camembert von der billigen Sorte. Oder wie wäre es mit dem weiblichen oder männlichen Pfandautomaten-Vampir. Meist zu erkennen am Rucksack und zwei dicken Plastiktüten, vollgefüllt mit Glas- und Plastikflaschen. Die werden dann zur hektischsten Einkaufszeit in aller Gemütsruhe in den Automaten versenkt. Bis der voll ist, und sich nach weiteren zehn Minuten ein Bediensteter erbarmt, den Container zu wechseln. Viele Vampire umflattern uns an Samstagen und Freitagabenden. Etwa der "Konto-Abfrag-Vampir" am Bankautomaten, die "Ach-Ich-Hab-Zu-Wiegen-Vergessen-Vampirin" an der Kasse oder der "Zwei-Tanksäulen-Blockierer" an der Spritstation. Und wenn ich dann richtig sauer bin, werd‘ ich an der Kasse selbst zur "Nun-Bezahl-Ich-Auf-den-Cent-Genau-Vampirin". Beim Wühlen nach den letzten drei Kupferstücken in der Börse genieße ich dann die tötenden Blicke in meinem Rücken.

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