Gebt ihnen doch was zu spielen!

Wo ist denn jetzt mein Mann abgeblieben?" Mit zwei Hosen in der Hand und suchendem Blick drehte sich die Dame vor mir an der Kasse Richtung Verkaufsraum um."Da isser doch. Sitzt ganz friedlich vor der Tür", antwortete die Verkäuferin schmunzelnd und zeigte auf einen Herrn, der es sich an diesem herrlichen Herbsttag auf einer Bank vor dem Bekleidungsgeschäft gemütlich gemacht hatte.



Dabei war dieser Karl-Heinz oder Peter da draußen nicht der Einzige, der seiner Frau freundlich, aber bestimmt den Rücken gekehrt und sich selbst ein nettes Plätzchen für mehr oder weniger lange Geduldsproben gesucht hatte - während sich die vermeintlich besseren Hälften leidenschaftlich ihrer Einkaufslust hingaben.

Aus zwei inmitten des Verkaufsraums platzierten Korbsesseln schaute mich einer dieser "zum Bummeln mitgeschleiften" Männer mit einem Gesichtsausdruck an nach dem Motto "Glaub bloß nicht, dass ich freiwillig hier bin. Und das war's auch jetzt für lange Zeit".

Sein Nachbar hatte es vorgezogen, die Augen zu schließen. Vermutlich lief hinter der heruntergelassenen Jalousie gerade eine Art Spontan-Sitzung in autogenem Training ab.

So etwas Ähnliches wie Mitleid, vor allem aber ein Gedanke kam bei mir auf: Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, in Bekleidungsgeschäften für Frauen Spielecken für Männer einzurichten?

Wahlweise der Fischer-Technik-Baukasten, eine Kiste voller Wiking-Autos, eine Ritterburg oder - bei mehr Platz - die Carrera-Bahn auf einem kleinen, gemütlichen Teppich - vollkommen wäre das Einkaufsglück!

Mit einem aus tiefster Seele gebettelten "Nur noch eine Runde! Bitte!" würden all diese "mitgeschleiften", bäuchlings in der Spielecke liegenden Karl-Heinze ihre besseren Hälften geradezu in die Einkaufs-Falle hineinschupsen - und die Kassen nur so klingeln lassen. Also, wenn ich so einen Laden hätte: Ich wüsste, was ich ganz dringend anschaffen würde…

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