KONZER STADTGESPRÄCH

Keine Stadt in Deutschland hat so viele wie Konz: Kreisverkehre. Kaum eine Kreuzung in der Saar-Mosel-Stadt, an der es nicht rund geht. Keiner kommt in die Stadt und an ihr vorbei, ohne mindestens einmal im Kreis fahren zu müssen.

Da kommt beim Autofahren keine Langweile auf. Nun ist noch einer hinzu gekommen. Endlich, nach sechs Monaten ist er fertig geworden, der Kreisel an der Saarbrücke. Schön ist er geworden, und der Verkehr fließt auch schneller, keine Staus mehr in der Stadt, keine Wartezeiten mehr auf der Brücke. Und noch bevor vergangenes Wochenende die ersten Autos durchrollen duften, hat der Chef der Kreisel-Stadt und ausgewiesene Kunstexperte, Winfried Manns, schnell noch ein Kunstwerk in der Mitte des Verkehrsrundes hinstellen lassen, wie bei den anderen Kreisverkehren auch. Nur dass sich dieses Objekt deutlich von den undefinierbaren Stelen, angeblichen Tänzerinnen und willkürlich angehäuften Steinen, die das Grün der älteren Kreisel schmücken, unterscheidet. Im neuen Konzer Kreisel hat es Kunstliebhaber Manns doch tatsächlich geschafft, ohne Widerstand im Rat ultra-moderne Kunst zu platzieren: ein Auto. Richtig. Ein nagelneuer Kleinwagen der Marke Mitsubishi steht dort aufgebockt und von weitem sichtbar. Das ist doch mal eine gute Idee, Kunst, die sich abhebt. Doch was will uns der unbekannte Schaffer dieses Werkes damit sagen? Parkplätze gibt es in Konz überall? Japaner sind die besseren Autobauer? Frau am Steuer? Es wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Originell ist die Idee allemal. Und man erkennt immerhin auf den ersten Blick, was es ist. Allerdings soll es doch tatsächlich Kunstbanausen gegeben haben, die am ersten Abend der Kreiselöffnung bei der Polizei angerufen und gemeldet haben, dass ein Unbekannter einfach sein Auto auf dem schönen neuen Kreisel abgestellt hat. Unverschämt. Bei den grazilen Tänzerinnen im Kreisel bei Möbel Martin hat ja auch keiner gleich den Notruf angerufen, weil nackte Frauen einen rituelle Fruchtbarkeitstanz aufführten. Unbestätigten Gerüchten zufolge, soll Manns angesichts von so viel Ignoranz gegenüber moderner Kunst nun aber die Nase voll haben. Nach Pfingsten soll das Auto wieder verschwinden und durch irgendwas Abstraktes ausgetauscht werden. Bernd Wientjes

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