Männer können singen!

In diesen Tagen der Fußballweltmeisterschaft lernen wir ganz neue Seiten aneinander kennen. Eigentlich wusste ich es ja schon immer, doch nun ist es unüberhörbar: Männer können singen. Über die Grenzen der Generationen, Geschlechter und Bevölkerungsgruppen hinweg vereinen sich Menschen zum Gesang.

Da wird gebrummt und gequietscht. Sogar recht komplizierte Rap-Fassungen begeistern die Menschen und regen zum Mitsprechen an, selbst Tanzmuffel liegen sich in den Armen und wiegen sich im Takt oder üben sich wenigstens im rhythmischen Klatschen. Nicht immer ist die Qualität des Fußballspiels der Anlass. Sehr oft spielt hinein, dass wir es als befreiend empfinden, uns in einer großen Gruppe aufgehoben zu wissen, gewohnte Rollenfestlegungen verlassen zu dürfen und entgegen unserem sonstigen Sicherheitsbedürfnis unsere Gefühle zu zeigen. So wie die Beterinnen und Beter der Psalmen zum Beispiel. Sie haben gemeinsam und öffentlich ihre Gedanken und Gefühle Gott gegenüber ausgedrückt. Damit haben sie uns Lieder hinterlassen, die uns Worte geben für die Situationen unseres Lebens, in denen wir sprachlos sind, sprachlos vor Wut und Trauer oder vor Glück. Es gibt kein Gefühl und keine Erfahrung menschlichen Lebens, die nicht in den Psalmen verortet ist. "Steht auf, …!" oder "So ein Tag, …" ist auch dort Thema. Also, liebe Männer, lasst uns doch nicht nur im Stadion singen, sondern diese Erfahrung sichern: Es tut gut, Gefühle zu zeigen und miteinander zu singen. Auch Männer können singen und es dürfen auch Psalmtexte sein. Christoph Pistorius, Superintendent pistorius.trier@ekkt.de

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