Stille Nacht bis Weihnachten

Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt, aber ich stelle definitiv fest: Von Jahr zu Jahr werde ich mehr und mehr zum Weihnachts-Verweigerer. Genauer ausgedrückt: zum bekennenden Vorweihnachtszeit-Verweigerer.

Diese ganzen Adventsfeiern und -basare, all die Einladungen zum Kaffee trinken, Glühwein testen, Plätzchen probieren, Waffeln oder Würstchen essen; all diese Veranstaltungen bei einzigartiger Lichterketten-Beleuchtung, stimmungsvollem Kerzenschein, unter dem größten oder schönsten Weihnachtsbaum - ich kann es nicht mehr sehen, lesen und hören und möchte einfach nirgendwo mehr hin. Und ich möchte nicht mehr pausenlos auf Schritt und Tritt mit Weihnachtsmusik bedudelt werden, um hinterher den ganzen Tag von diesen Ohrwürmern verfolgt zu werden. Ob ich plötzlich keinen Spaß mehr verstehe, wollte mein Mann Martin wissen, als er vergangenes Wochenende ordentlich angedüdelt vom Weihnachtsmarkt mit Hauptprogramm-Punkt Glühwein trinken nach Hause kam und mir "in vollem Ornat", mit lustig blinkender roter Weihnachtsmütze (passend zur Gesichtsfarbe), rotem Umhang, Blues-Brothers-Sonnenbrille und Rentier-Geweih in der Hand im Wohnzimmer gegenüberstand. Ja. Es stimmt: Bei diesem Thema verstehe ich keinen Spaß mehr. Und ich musste mich nicht mal anstrengen, um keine Miene zu verziehen.

"Kannst du bitte einfach die Tür von außen zumachen und dich in deiner lustigen Kostümierung woanders amüsieren?", bat ich Martin äußerst ruhig, aber sehr bestimmt - und fügte hinzu: "Ich freue mich echt auf Weihnachten. Aber erst ab dem 22. Und bis dahin ist bitte ,Stille Nacht!'"

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