OB weg vom Fenster, aber …

Trier · Narren übernehmen die Macht in Trier, doch Wolfram Leibe kündigt Comeback an. Und Petrus versucht sich vergeblich als Spaßbremse.

OB weg vom Fenster, aber …
Foto: Friedemann Vetter
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Wie gut, dass es sich ja "nur" um Fastnacht handelt. Ansonsten dürfte OB Wolfram Leibes Dank an die Stadtgarde eher als Drohung empfunden werden. "Die Verteidigung war sehr professionell", erklärt das Stadtoberhaupt mit süffisantem Unterton. Tatsächlich bleibt der offenkundige Mangel an nennenswertem Widerstand bei der Rathaus-Erstürmung durch die Narren folgenlos. Rauswerfen, umstrukturieren, neu ausschreiben - all das geht eh nicht mehr. Triers Stadtoberhaupt ist entmachtet und scheint gar nicht mal traurig darüber. Neben dem symbolischen Stadtschlüssel drückt er der neuen Herrscherin, Prinzessin Tanja I. vom Eiscafé Calchera, gleich auch einen Bauhelm in die Hand: "Den zu tragen ist in dieser Stadt sehr ratsam."

Doch Leibe arbeitet auf ein Comeback hin. Nach der fünften Jahreszeit wolle er wieder auf den Chefsessel im Rathaus zurückkehren und erwartet, dass die Narren bis dahin für eine Entschuldung Triers gesorgt und die städtischen Gebäude saniert haben. Außerdem wolle er den Stadtrat künftig in dauerhaft guter Stimmung erleben.

Sehr fraglich, ob Tanja und ihr Gefolge dem OB diesen Gefallen tun. Die Prinzessin verfolgt offenbar nur ein Ziel: "Die Sau rauslassen!", wie sie mehrfach betont.

Die närrischen Paragrafen, die Tanja wenig später auf dem Hauptmarkt verkündet, lassen aber erkennen, dass sie mit dem Ernst der städtischen Situation durchaus vertraut ist. Den nächsten Kulturdezernent werde sie selbst benennen, ebenso einen hauptamtlichen Verkehrsminister. Und die Deutsche Bahn wird dazu verpflichtet, an den Schranken in den westlichen Stadtteilen mit Lautsprecherdurchsagen vor herannahenden Güterzügen zu warnen.

Eines der wichtigsten Rituale an Weiberfastnacht der trierischen Art ist die Huldigung an Petrus. Per Feuerwehrleiter, gesteuert von Bernd Kordel und Marc Viel, begeben sich die Prinzessin und OB Leibe (Schirmherr des Rosenmontagszugs) in luftige Höhen, um die Brunnenfigur des Stadtpatrons mit Blumen und Orden zu schmücken. Erhoffte Gegenleistung: feiertaugliches Wetter bis Aschermittwoch. Aber Pustekuchen. Das Wetter gestern: na ja. Das närrische Publikum auf dem von Polizei, Stadtverwaltung und Mitarbeitern einer Security-Firma gut gesicherten Hauptmarkt lässt sich trotz Nieselregen die gute Laune nicht vermiesen.

Für ein zünftiges Stimmungs-Plus sorgen die Bands Kamelle Kapelle, de Hofnarren und Fund 2.0, DJane Rent a Sunshine (Sonja Storz), Moderatorin Alex Meusel und nicht zuletzt die Leiendecker-Bloas. Mundart-Matador Helmut Leiendecker und seine Band haben Jubiläum. Fast auf den Tag genau 30 Jahre zuvor, am 21. Februar 1987, ist die Bloas zum ersten Mal aufgetreten - in einer Sitzung des Alternativen Carnevalismus-Clubs (ACC) in der Tufa. Die Sponti-Karnevalisten trieben ihr närrisches Unwesen bis 1994 - die Leiendecker-Bloas noch immer und hoffentlich sehr lange.

Die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) zeigt sich mit dem der von ihr veranstalteten Fete auf dem Hauptmarkt sehr zufrieden. "Alles bestens gelaufen", resümiert ATK-Geschäftsführer Ulli Krugmann am frühen Abend. Beim offiziellen Beginn um 11.11 Uhr seien doppelt so viele Leute auf dem Hauptmarkt gewesen wie am Weiberfastnacht 2016.

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