Rosenmontag: Die Straßen in Trier sind verwaist - Wo sind all die bunten Fastnachtsjecken hin?

Trier · Narren zu finden ist am Rosenmontag normalweise ein Kinderspiel. Mit der Absage des Trierer Umzugs ist aber alles anders. Die Straßen entlang der geplanten Strecke sind verwaist. Wer feiern möchte, gesellt sich in die Kneipen.

 Diese Schornsteinfeger haben dieses Jahr offenbar kein Glück gebracht. Spaß hatten sie trotz des abgesagten Rosenmontagsumzugs dennoch. TV-Foto: Sebastian Klipp

Diese Schornsteinfeger haben dieses Jahr offenbar kein Glück gebracht. Spaß hatten sie trotz des abgesagten Rosenmontagsumzugs dennoch. TV-Foto: Sebastian Klipp

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Trier. Die Straßen sind leer. Da, wo eigentlich bunte Süßigkeiten die Wege säumen sollten, liegen vereinzelt nasse Zigarettenstummel in den Pfützen. Sturmtief Ruzica sorgt für nahezu ununterbrochenen Regen. Wer kann, meidet die Bürgersteige - und flüchtet stattdessen in die Kneipen.

In einer Wirtschaft in der Matthiasstraße, die nur wenige Meter vom eigentlichen Startpunkt des Rosenmontagszugs entfernt liegt, läuft der Kölner Karnevalsumzug auf einem Fernseher. Aus den Lautsprechern schallt Schlagermusik. Das Publikum ist bunt gemischt. Verkleidete Menschen trinken Bier mit denen, die sich die Verkleidung von vornherein gespart haben. "Warum hat man den Zug jetzt abgesagt?", fragt ein sichtlich aufgebrachter Mann an der Theke. "Wir haben schon Schnee und viel mehr Regen gehabt und trotzdem ist der Umzug über die Bühne gegangen." Verständnis für die Entscheidung des Arbeitskreises Trierer Karneval (ATK) hat er nicht.

Ganz anders sieht es Rosi Bisdorf, die sich ein paar Ecken weiter in einer anderen Kneipe niedergelassen hat. Auch ihr steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. "Aber es ist besser so", sagt sie. "Kaum auszudenken, was gewesen wäre, wenn tatsächlich etwas passiert wäre."
Schlechtes Wetter habe es schon öfter gegeben. "Aber das macht dann auch keinen Spaß, wenn alles vom Regen aufgeweicht ist." An der Theke sitzen außerdem zwei junge Frauen und stoßen mit einem Glas Sekt an. "Schade, dass der Umzug abgesagt wurde", sagt Alisa Berg. "Ich hatte mir extra Urlaub genommen." In der Kneipe sei die Stimmung auch nicht so wie sonst. "Normalerweise kommt man um die Uhrzeit kaum mehr hier rein." Jetzt sind einzelne Tische nicht besetzt. Stehen muss niemand. Von der Idee, den Umzug an einem anderen Tag nachzuholen, hält sie nicht viel. "Fastnacht ist für mich am Mittwoch vorbei." Im weiteren Verlauf der Saarstraße sind dann doch mehrere kleine Grüppchen verkleideter Menschen unterwegs. "Helau!" rufen sie einer anderen Gruppe zu. Die erwidern den Ruf und können sich ein Lächeln nicht verkneifen. Länger draußen aufhalten möchte sich aber niemand. Ein paar Meter weiter verschwinden die Jecken in einer weiteren Gaststätte.

Bis zum Trierer Viehmarkt lässt rein gar nichts auf den eigentlichen Höhepunkt des Straßenkarnevals schließen. Autos fahren durch Pfützen, Menschen verstecken sich unter Regenschirmen, Jugendliche spielen unter einem Dach mit ihren Smartphones. Feiernde Menschen zeigen sich das erste Mal in der Kneipe de Winkel. Dicht an dicht pressen sich die Narren in den engen Raum. Wer durchkommen möchte, muss seinen Körper einsetzen. Julius steht mitten auf der Tanzfläche. Dass es dieses Mal keinen Umzug gab, ist ihm egal. "Die Leute sind alle gut drauf, die Musik ist gut, was will man denn mehr?", fragt er. Der Rest im Raum scheint das auch so zu sehen. Die Narren singen lauthals mit, prosten sich zu und lächeln sich an. Das ist der Straßenkarneval in diesem Jahr. Auf der Straße herrscht Tristesse, drinnen die bunte Narrenzunft.

Mehr Fotos im Internet: volksfreund.de/fastnacht

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