110 Jahre alte Fahne in Heiligkreuz gerettet

Trier-Heiligkreuz · Fast wäre sie verloren gegangen, doch dann tauchte sie in einem Keller wieder auf: Die Traditionsfahne des ehemaligen Männergesangsvereins Heiligkreuz. Nun wurde sie in Trier und Bayern wiederhergestellt und findet einen angemessenen Aufbewahrungsort im historischen Herrenbrünnchen.

 Hanspitt Weiler, Mitglied des Ortsbeirats, und Helmut Hartmann, ehemaliger Vorsitzender des Männergesangvereins Heiligkreuz, freuen sich über die gelungene Spendenaktion für die Restaurierung der Heiligkreuzer Fahne. TV-Foto: Nina Wuttke

Hanspitt Weiler, Mitglied des Ortsbeirats, und Helmut Hartmann, ehemaliger Vorsitzender des Männergesangvereins Heiligkreuz, freuen sich über die gelungene Spendenaktion für die Restaurierung der Heiligkreuzer Fahne. TV-Foto: Nina Wuttke

Trier-Heiligkreuz. Seit dem Fund der Heiligkreuzer Fahne des ehemaligen Männergesangvereins (MGV) Trier-Heiligkreuz im Jahr 2013 hat es für Hanspitt Weiler, Mitglied im Ortsbeirat, keine ruhige Minute mehr gegeben.
Die 110 Jahre alte Traditionsfahne verschwand nach der Auflösung des Vereins 2006 von der Bildfläche und tauchte vorletztes Jahr in einem Heiligkreuzer Keller zufällig wieder auf. Weiler wusste, was zu tun ist: "Ich wollte die Fahne nicht für mich persönlich retten, sondern sie als Heiligkreuzer Kulturgut bewahren, auch weil sie für den MGV immer großen Wert hatte. Mein Vater war 40 Jahre lang Mitglied in diesem Verein, schon als kleiner Junge nahm er mich mit zu Gesangsproben. Zu Ehren meines Vaters konnte ich dieses Stück Historie nicht dem Verfall überlassen."
Um die Restauration der Fahne zu bewältigen, brauchte es Helfer: Mit einer Postkarten-Aktion rief Weiler zur Spende auf. Auf dem Heiligkreuzer Weihnachtsmarkt 2013 präsentierte er die demolierte Fahne und verkaufte Maronen und Glühviez für ihre Aufarbeitung .
"Als ich die Fahne in diesem heruntergekommenen Zustand gesehen habe, war ich schockiert", erklärt Helmut Hartmann, ehemaliger Vorsitzender des MGV. Er war 36 Jahre Mitglied in dem Männerchor und sagt: "Die Fahne war immer das Wichtigste. Bei allen kirchlichen Veranstaltungen hatten wir einen Fahnenwacht, der sie ganz vorne festhielt und präsentierte. Ich war bisher in drei Gesangsvereinen, zwei davon haben nicht mal eine Fahne. Das ist schon etwas Besonderes". Der Grund warum Hartmann für die Clubfahne gespendet hat, ist klar: Es steckt Herzblut darin. Wehmütig erinnert er sich an den Verein und bedauert seine Auflösung noch heute.
Zu den Spendern zählen viele Ex-Mitglieder Vereins und andere Unterstützer. Glücklicherweise konnte die Fahnenstange bei dem Heiligkreuzer Restaurierungsexperten Franz-Josef Zimmermann aufbereitet werden. Für die Erneuerung des Stoffes fand sich die Firma Kössinger in Bayern. Insgesamt kamen Kosten von 1300 Euro für die Restaurierungsarbeiten zusammen. Über 40 Spender haben dafür gesorgt, dass die Fahne als Heiligkreuzer Kulturgut weiter bestehen kann.
Als Wunschplatz für die Ausstellung der Fahne nennt Han spitt Weiler die Heiligkreuzer Kapelle oder Pfarrkirche, beide Vorschläge wurden jedoch vom Kirchenvorstand abgelehnt. Dank der Aufgeschlossenheit der Stadtwerke Trier, die das Herrenbrünnchen in Heiligkreuz verwaltet, hat die Fahne dort einen sicheren Aufbewahrungsort bekommen. Josef Keipinger, ehemaliger Mitarbeiter der SWT, referierte über die Geschichte rund um das Herrenbrünnchen. Der Vortrag hat gezeigt, dass die Fahne an einem 2500 Jahre alten Ort untergebracht ist, an dem in der Antike Tempel gebaut wurden und der als Trierer Wasserquelle viele Zeitalter lang bedeutend war. Große Tafeln mit Wappen von mächtigen Kurfürsten schmücken den Raum oberhalb der Brunnenstube, wo die Traditionsfahne jetzt einen würdigen Ausstellungsort gefunden hat.

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