2,4 Millionen Euro für mehr Ruhe

Große Vorfreude bei den einen, große Fragezeichen bei den anderen: Anlieger der Bahnstrecke, die in Trier-Ehrang und Heiligkreuz durch Lärmschutzwände abgeschirmt wird, reagieren sehr unterschiedlich. Mit der Stadt hat die Bahn das Projekt 2008 abgestimmt.

Trier. (cus) Sigrid und Kornelius Sommer wohnen in der Hawstraße im Süden von Trier direkt an der Bahntrasse. Vor dem Lärm des Zugverkehrs soll sie und weitere Anlieger künftig eine 230 Meter lange Aluminium-Wand schützen. Doch das hält das Ehepaar für überflüssig und störend: "Die Personenzüge hört man kaum. Die Drei-Meter-Wand würde uns die Aussicht verbauen. Es wäre sinnvoller, mit dem Geld die Bahnverbindung nach Luxemburg auszubauen."

Auch weitere Anlieger wie Brigitte und Christian Krewer fühlen sich von der Bahn übergangen. Erst vor zwei Wochen kündigte ein Ingenieurbüro im Auftrag der Bahn per Brief an, "die Gebäude und Außenanlagen im Einflussbereich der Baustelle zu besichtigen". So sollen Vorschäden dokumentiert werden, um sie von möglichen neuen Schäden durch das Bauprojekt zu unterscheiden. Eine Woche später informierte ein anderes Büro über mögliche Bundeszuschüsse für schalldichte Fenster. Dieses Schreiben ging aber nur an bestimmte Hauseigentümer, während direkte Nachbarn außen vor blieben. "Die Wand bringt für unsere Schlafräume im Obergeschoss nichts", stellt Christian Krewer fest. "Und was ist, wenn erst nach zwei oder drei Jahren Risse am Haus sichtbar werden?"

Elisabeth Ruschel (CDU), Ortsvorsteherin von Heiligkreuz, verweist auf eine öffentliche Sitzung des Ortsbeirats vor etwa eineinhalb Jahren: "Damals haben wir uns für eine transparente Ausführung der Wand bei den Sichtachsen Am Kiewelsberg/Töpferstraße und Heiligkreuzer Straße ausgesprochen. Seitdem haben wir nichts mehr von der Bahn gehört." Mehrere Anwohner hätten ihr mitgeteilt, sie seien sehr zufrieden mit dem künftigen Lärmschutz: "Ich bin etwas verwundert, dass es Beschwerden gibt. Allerdings dachten wir, dass die Bahn die Bürger zu einer Versammlung einlädt. Daran würden wir vom Ortsbeirat uns gerne beteiligen."

Der Stadtteil Ehrang hat jahrelang für den Lärmschutz gekämpft. Es gab auch ein TV-Forum zu dem Thema. Entsprechend groß ist die Freude bei den meisten Bürgern über die Bau-Nachricht. "Durch Ehrang fahren viele schwere Erzzüge. Auch das Bremsen auf der langen Gefällstrecke macht Lärm", sagt Ortsvorsteher Günther Merzkirch (CDU). Ende Juli ging es in einer Einwohnerversammlung um das Projekt.

An der Antwort auf eine TV-Anfrage arbeitet die Bahn noch.

EXTRA Kosten: Die 2,4 Kilometer Schallschutzwände kosten 2,4 Millionen Euro. Ehrang I: 1,5 Kilometer Wand an der Ostseite der Bahntrasse von Schwarzer Weg bis Laacher Weg (mit Unterbrechungen). Ehrang II: 620 Meter an der Westseite von Quinter Straße/Ecke Franziskusstraße bis Laacher Weg. Heiligkreuz: 230 Meter von der Hawstraße bis zum Ende Wohnbebauung Weiherstraße. (cus)

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