200 Jahre lebendige Kirchengeschichte

TRIER. (cofi) Am Wochenende feierte die Pfarrgemeinde Liebfrauen ein Jubiläum, das zum einen fröhlich, zum anderen aber auch nachdenklich stimmte.

Seit 200 Jahren ist die Liebfrauenkirche eigenständige Pfarrkirche. Zuvor allerdings hatte die Kirche St. Laurentius diese Funktion inne. Sie wurde in Zeiten der Säkularisation zerstört. Baugeschichtlich ist die Liebfrauenkirche über 750 Jahre alt. Sie wurde auf den Fundamenten eines frühchristlichen Vorgängerbaus errichtet. Als südliche Nebenkirche des Doms war sie unter anderem Stiftskirche, Grablege des Domkapitels und Taufkirche des Bischofs, hatte aber kein eigenes Vermögen und keine eigenen Rechte. Als die französischen Truppen 1794 Trier besetzten, bedeutete dies die Aufhebung aller Klöster, also auch der Klerikergemeinschaft, deren Stiftskirche die Liebfrauenkirche war. Das Zeugnis gotischer Baukunst wäre zweifellos zerstört worden, wäre nicht die Laurentiuskirche, die an die römische Basilika angebaut war, 1803 versteigert und anschließend abgerissen worden. So übernahm die Liebfrauenkirche die Aufgaben als Pfarrkirche und konnte erhalten werden. Die neue Pfarrei erhielt den Namen "Unserer Lieben Frauen und Sankt Laurentius". Auf die ambivalente Geschichte machte Generalvikar Werner Rössel aufmerksam, der gemeinsam mit Pfarrer Heinz Brubach am Samstagabend die Messe zelebrierte. Während des anschließenden Festaktes im Pfarrsaal machte Professor Bernhard Schneider in einem Vortrag deutlich, dass der Preis, also der Verlust von St. Laurentius, zwar hoch sei, aber nur so, "dank der cleveren Trierer", eine der schönsten gotischen Kirchen hätte erhalten werden können. Anlässlich des Jubiläums ist die Festschrift "200 Jahre Pfarrei Liebfrauen in Trier" erschienen. Herausgeber sind Heinz Brubach und Martin Persch. Sie haben die Arbeit an dem rund 300 Seiten starken Buch bereits vor zehn Jahren begonnen. In der Festschrift haben zehn Autoren die Geschichte von Pfarrei und Liebfrauenkirche von den Anfängen bis heute aufgearbeitet.Festschrift fast Geschichte zusammen

Das Buch ist in einer Auflage von 1000 Exemplaren erschienen. Den Leser erwarten unter anderem Informationen über Bruderschaften und kirchliche Vereine in der Pfarrei von Bernhard Schneider sowie die von Bernhard Schmitt aufgearbeitete Geschichte der Klöster im Einzugsbereich der Innenstadtpfarrei. Pfarrer Heinz Brubach lobte den "Neuheitscharakter" der Artikel. Auch der kunsthistorische Beitrag von Professor Franz Ronig enthält interessante Details, die den bisherigen Kirchenführer ergänzen. Mit der Seelsorge beschäftigt sich Martin Persch, mit dem Pfarrgottesdienst Andreas Heinz. Das kirchenrechtliche und historische Verhältnis von Dom und Liebfrauen betrachtet Maximilian Hommes. Mit den neuen Ansätzen zu Beginn des dritten Jahrtausends beschäftigt sich Heinz Brubach. Die Festschrift "200 Jahre Pfarrei Liebfrauen in Trier" ist zum Preis von 12,80 Euro in der Dominformation und den Pfarrbüros der Gemeinde erhältlich.

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