21 Stolpersteine für Trier und die Region

TRIER. (leu) Auf Grundlage der recherchierten Opferbiografien der NS-Zeit im Projektseminar des Faches Neuere und Neueste Geschichte der Uni Trier (der TV berichtete) kann der Kölner Künstler Gunther Demnig am 30. Oktober 21 weitere Stolpersteine in die Gehwege verlegen. In Zukunft werden 18 Steine in Trier und drei in Hermeskeil an NS-Opfer erinnern.

"Ich freue mich wirklich, dass Gunther Demnig für Josefine Paltzer einen Stolperstein verlegt, das war unser großes Ziel", sagt Verena Oster. Die 30-jährige Studentin hat die Biografie der 1887 als Josefine Palzem geborenen Triererin recherchiert, die in der Landesheilanstalt für "psychisch Kranke und geistig Behinderte" Hadamar 1942 ermordet wurde. "Zwei der Angehörigen wohnen noch in Trier und sie wussten überhaupt nicht, dass es in ihrer Familie ein Opfer des Nationalsozialismus gibt. Ich konnte den vorhandenen Stammbaum um einige Familienmitglieder erweitern", erzählt Verena Oster. Der Stein wird vor dem Haus Paulinstraße 26 als erster gesetzt werden.Vor dem Haus Eberhardstraße 1 wird Gunter Demnig gleich fünf Stolpersteine in den Bürgersteig einarbeiten - für die gesamte Familie Schneider. Die jüdische Lederfabrikantenfamilie hatte in der Karthäuserstraße eine Gerberei und wurde 1942 in Chelmo ermordet. "Die Recherchen zur Familie Schneider waren sehr ergiebig", berichtet Jutta Albrecht, die gemeinsam mit den Kommilitonen Bernhard Schäfer, Guido Tempel und Daniel Heisig die Biografien aufgearbeitet hat. "Bei der Gruppe der politisch Verfolgten und der so genannten ,Asozialen' hatten wir mehr Schwierigkeiten. Ich hätte nie gedacht, dass sich heute noch Angehörige für beispielsweise ein uneheliches Kind in der Ahnenreihe schämen und deswegen die Aufarbeitung nicht unterstützen." Jutta Albrecht gibt aber nicht auf. "Neben den vielen jüdischen Opfern sollen auch die politisch Verfolgten und ,Asozialen' nicht vergessen werden." In Hermeskeil werden schließlich Steine für die Familie Kahn gelegt, die 1943 nach Auschwitz deportiert wurden, wo man sie noch am Tag ihrer Ankunft ermordete. Der heute 84-jährige Sohn Heinz Kahn überlebte als einziger seiner Familie und kam als einer der wenigen Überlebenden zurück nach Trier. Heute ist er der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Koblenz. Die Steine, die in der Trierer Saarstraße aufgrund des Vetos des Hausbesitzers nicht gelegt werden konnten, erinnern nun in Hermeskeil vor dem Elternhaus an die Familie. Heinz Kahn wird bei dieser Verlegung anwesend sein.

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