24 Stunden durch die Welt gesurft

TRIER. Als die Schule begann, saßen 20 der Oberstufenschüler des Trierer Hindenburg-Gymnasiums (HGT) bereits seit Stunden vor den Computerbildschirmen in der Aula. Denn um 0 Uhr Weltzeit startete die siebte Global-Internet-Konferenz "Agenda 21 now".

 Verbunden mit Schülern aus rund 40 Ländern: Robin Breit, einer der Moderatoren, zeigt Christine Schmitt, wie sie an der weltweiten Unesco-Internet-Konferenz teilnehmen kann. Foto: Cordula Fischer

Verbunden mit Schülern aus rund 40 Ländern: Robin Breit, einer der Moderatoren, zeigt Christine Schmitt, wie sie an der weltweiten Unesco-Internet-Konferenz teilnehmen kann. Foto: Cordula Fischer

Es riecht nach frischem Kaffee in der Aula des HGT, Musik dudelt aus einem Lautsprecher und Computer surren leise. Zwölf Stunden sind die Schüler, die dort an einem runden Tisch an ihren Computern sitzen und den Datenfluss überwachen, bereits auf den Beinen. Und genau so lange werden sie noch einmal schlaflos in der Schule bleiben. Sie starren auf Monitore oder tippen auf Tastaturen. Trierer Schaltzentrale für die Welt

Pünktlich seit null Uhr Weltzeit nehmen sie an einer Konferenz teil, bei der mehrere tausend Schüler über das Thema Demokratie diskutieren. Allerdings sind die Gesprächsteilnehmer über die ganze Welt verstreut, kommunizieren virtuell über das Internet unter www.agenda21now.org. Eine der fünf Schaltzentralen befindet sich im HGT. "Agenda 21 now" heißt die internationale Konferenz, die als Bildungsprojekt der Unesco-Projektschulen 1998 entstanden ist und seit dem Jahr 2000 in jedem Frühjahr interessierte Schüler aus über 40 Staaten an die Rechner lockt. In diesem Jahr können sie sich in verschiedenen Foren über das Thema Demokratie austauschen. Wird Demokratie in der Schule und im eigenen Umfeld gelebt? Aber es geht auch um Demokratie und internationale Beziehungen, Menschenrechte und Religion. Konferenzsprache ist Englisch. "Es sind ernsthafte und hochqualitative Wortbeiträge gewünscht, wie bei einer richtigen Konferenz", sagt Lehrer und Agenda-21-now-Koordinator Martin Jarrath. Schüler können voneinander lernen, wie über Demokratie etwa in Israel, Litauen oder Indonesien nachgedacht wird. Gerade schreibt ein Teilnehmer aus Israel über die Situation an seiner Schule, ein anderer aus Lettland antwortet. "Es ist sehr interessant zu lesen, wie Menschen in anderen Ländern leben und denken", sagt Moderator Robin Breit. "Ich habe viel über andere Menschen und Länder gelernt. Wir unterhalten uns über sehr ernste Dinge, die man sonst nur in den Nachrichten hört. Es ist wichtig, so eine Aktion zu machen, weil man es so schaffen kann, Vorurteile abzubauen." Mitreden bei der Marathon-Konferenz kann jeder über 14 Jahre, der Zugang zum World Wide Web hat. "Agenda 21 now ist der Versuch umzusetzen, was im dicken Buch der Agenda 21 steht", sagt Jarrath. Darin ist festgeschrieben, wie unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten eine lebenswerte Zukunft für die nachfolgenden Generationen geschaffen werden kann. "Die Internetseite ist textbasiert, kleine Datenmengen müssen übertragen werden, und auch mit einem Modem kann man sich auf der Seite bewegen", sagt Jarrath und denkt dabei gerade an Jugendliche aus Entwicklungsländern ohne große finanzielle Möglichkeiten und mit veralteten Geräten. So wundert es nicht, dass Teilnehmer aus Indonesien an erster Stelle der Statistik bei der Mega-Diskussion stehen. "Ich bin jetzt schon seit 13 Stunden wach. Manchmal musste ich Beiträge dreimal lesen, weil die Konzentration nachließ", sagt Robin Breit und nimmt einen Schluck aus der Cola Flasche. "Aber es macht verdammt viel Spaß, dabei zu sein. Und die nächsten Stunden halten wir alle noch durch."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort