380 Euro für einen erlesenen Wein

Trier · Bei der Auktion des Bernkasteler Rings erzielt eine Trockenbeerenauslese vom Betrieb Dr. Pauly-Bergweiler aus Bernkastel-Kues einen Spitzenwert.

 Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... Auktionator Wolfgang Beiss bei der Versteigerung. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Zum Ersten, zum Zweiten, zum ... Auktionator Wolfgang Beiss bei der Versteigerung. TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"

Trier Bei Weinen ist es nicht anders als bei Menschen: Für die großen Staatsgäste wird eigens der rote Teppich ausgerollt. Und auch für die besonders gelungenen Winzerkreationen scheint das schnöde Supermarktregal als Präsentationsort einfach nicht angemessen. Also lädt der Bernkasteler Ring, eine Interessen- und Versteigerungsgemeinschaft von Weingütern an Mosel, Saar und Ruwer, alljährlich zur Auktion der Spitzenweine ein.
44 Rieslinge standen diesmal zur Wahl, von Spätlese, Großem Gewächs, über Auslese bis zur Trockenbeerenauslese. Motto der Veranstaltung im Tagungssaal der Industrie- und Handelskammer Trier: "Schmecke den Schiefer!"
"80, 85, 90", zählt der Auktionator in schnellen Schritten hoch. Die Nummer 20 im Katalog hat es den Bietern angetan: Eine Trittenheimer Apotheke, Riesling Auslese, vom Weingut Clüsserath-Eifel, Jahrgang 1997. Als die Summe "100" fällt, brandet Applaus unter den Gästen auf - so hoch war bis zu dem Zeitpunkt noch niemand gegangen. "100 sind geboten. Höre ich mehr?", kommt die Nachfrage. Und tatsächlich erfolgt der Zuschlag erst bei 135 Euro - wohlgemerkt pro 0,75-Liter-Flasche, und in diesem Kontingent geht es um insgesamt 100 Flaschen.
Solche Spitzensummen sind aber eher die Ausnahme. Die meisten Weine liegen im Preisgefüge zwischen 15 und 20 Euro und sind somit im nächsten Verkaufsschritt keineswegs nur für Sammler interessant. Zu große Ausreißer bei der Auktion seien für die Winzer auch gar nicht unbedingt erstrebenswert, meint Johannes Schmitz von der Rebenhof Rieslingmanufaktur in Ürzig. Schließlich wolle man in der Regel später noch weitere Flaschen verkaufen. "Und da muss auch ein Spitzenwein zum übrigen Preisgefüge passen. Sonst ist das den Kunden nicht zu vermitteln", erläutert er.
Bei Raritäten wie der erwähnten Trittenheimer Apotheke existieren hingegen ohnehin nur noch einige Flaschen. "Daher werden hier die höchsten Preise erzielt", sagt Christa Jüngling vom Weingut Paulinshof in Kesten. Ihr Hof steuert zu diesem besonderen Segment eine Brauneberger Juffer aus dem Jahr 1987 bei: 30 Flaschen eines 30 Jahre alten, feinherbem Riesling Kabinets. Stolze 41 Euro erzielt dieser Tropfen bei den Kommissionären, den fünf zugelassenen Bietern. Die übrigen rund 200 Gäste dürfen zwar laut Statuten nicht direkt mitbieten, verfolgen das Geschehen aber mit Interesse. Zum einen sind es Winzer, die eigene Posten im Angebot haben und gerne die Gelegenheit zum Austausch unter Kollegen nutzen. Zum anderen planen internationale tätige Weinhändler bereits weitere Verkaufsetappen bis nach Übersee.
Erfahrung mit solchen Versteigerungen hat der Bernkasteler Ring reichlich, schließlich hatten sie 1899 die erste Veranstaltung dieser Art in Deutschland ins Leben gerufen. Neben den in den Anfangsjahren überwiegenden kommerziellen Interessen ist heute der Aspekt der Traditionspflege hinzugetreten. Besonders eindrucksvoll verkörpern diesen langjährige aktive Mitglieder der Vereinigung wie Johann Peter Reinert. Der Kanzemer ist bereits seit 60 Jahren mit Weinen an der Versteigerung beteiligt und hat zum vollzogenen Abschied in den Ruhestand noch ein letztes Mal einen Riesling mitgebracht. Seine Riesling-Auslese "Wiltinger Klosterberg", Jahrgang 2002, erfährt anlässlich dieses besonderen Anlasses großen Zuspruch und erzielt einen Flaschenpreis von 23 Euro.Extra: DIE HÖCHSTEN PREISE ERZIELTEN:

 Die Kommissionäre verkosten und ersteigern die Weine.

Die Kommissionäre verkosten und ersteigern die Weine.

Foto: Friedemann Vetter (Ve._) ("TV-Upload Vetter"


135 Euro: Trittenheimer Apotheke, Riesling Auslese, 1997, Weingut Clüsserath-Eifel. 280 Euro: Graacher Himmelreich, Riesling Beerenauslese, 2009, Weingut Philipps-Eckstein, Graach. 380 Euro: Bernkasteler Alte Badstube am Doctorberg, Riesling Trockenbeerenauslese, 2003, Weingut Dr. Pauly-Bergweiler, Bernkastel-Kues.

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