80 Jahre und kein bisschen leise

Eine Autobiografie will er nicht schreiben ("Dazu bin ich nicht wichtig genug"), doch es würde ihn wurmen, wenn sein runder Geburtstag ungewürdigt bliebe. Heute wird Triers langjähriger CDU-Vormann Horst Langes 80. Feiern lässt er sich am Samstag ab 11 Uhr in der ERA.

 Triers CDU-Ehrenvorsitzender und altgedienter Parlamentarier: Horst Langes wird heute 80. TV-Foto: Roland Morgen

Triers CDU-Ehrenvorsitzender und altgedienter Parlamentarier: Horst Langes wird heute 80. TV-Foto: Roland Morgen

Trier-Mariahof. Horst Langes erinnert sich gerne an große Momente seines Lebens. Davon gab es offensichtlich reichlich. Zum Treffen mit dem TV bringt er eine umfangreiche Fotosammlung mit. Langes mit Papst Benedikt XVI., mit Johannes Paul II., mit Jacques Santer, mit Jean-Claude Juncker, mit polnischen Politikern oder mit Helmut Kohl. Der Altkanzler hat eine handschriftliche Widmung hinzugefügt: "Für Horst Langes, den erprobten alten Gauner." Langes lacht: "Diese Sorte Humor gefällt mir sehr." Aber in Wahrheit würde nur das "alt" zutreffen, "Gauner" sei nur ein Kosename unter Freunden, versichert er.

Mit dem Alter kokettiert der gebürtige Koblenzer, den 1956 der Gymnasiallehrer-Beruf nach Trier verschlug, gerne. Getreu dem Motto "Fürchtet die Alten, denn sie haben nichts zu verlieren" lässt sich der CDU-Ehrenvorsitzende nach wie vor bei Parteiveranstaltungen blicken - "wohl wissend, dass ich nicht nur Begeisterung auslöse". Aber wer solch eine Biografie aufweist und sich "abgesehen von üblichen Wehwehchen sehr gesund" fühlt, dessen Stimme hat Gewicht. Das hatte sie schon in jungen Jahren. Mit 33 wurde er 1962 Vorsitzender der CDU Trier und blieb es so lange, wie er auch dem Stadtrat angehörte: 27 Jahre.

Europa ist immer noch seine Mission



Langes, der 1967 erstmals in den Landtag gewählt wurde und die Lehrerkarriere an den Nagel hängte, war einer von Triers mächtigsten Strippenziehern und Förderer etwa von Helmut Schröer und Christoph Böhr. Und auch unter Christdemokraten umstritten. Gegner nannten ihn "Demokrator": Demokratie predigen und doch alles alleine entscheiden. Langes sah das sehr entspannt: "Wenn ich mal mit nur 70 Prozent der Stimmen wieder gewählt wurde, dann war ich nicht traurig."

Der Erfolg mag ihm Recht geben. Die stichwortartige Auflistung seiner herausragenden Funktionen und hochkarätigen Auszeichnungen, die er dem Journalisten als "Anhaltspunkte" präsentiert, umfasst zwei eng beschriebene DIN-A4-Seiten. Seine wichtigste Politiker-Mission trat er 1979, nach fünf Jahren als Mainzer Kultur-Staatssekretär, an: Mit der ersten Direktwahl zog er als Abgeordneter ins Europaparlament ein, es folgten zwei Wiederwahlen; 1994 verzichtete er freiwillig auf eine erneute Kandidatur. Seine Schwerpunkte: Haushalt, Finanzen, Entwicklungspolitik, besonders im Hinblick auf Lateinamerika, und die Osterweiterung. Europa treibt ihn weiterhin um. Als Mitgründer und Ehrenpräsident der Luxemburger Robert-Schuman-Stiftung sieht er es als seine Aufgabe an, junge Leute, vor allem aus den östlichen EU-Ländern, für Europa zu begeistern.

Seinen Geburtstag feiert der frischgebackene 80-Jährige am Samstag, 6. Dezember, ab 11 Uhr in der Europäischen Rechtsakademie (Metzer Allee), jener Institution, die Trier maßgeblich ihm zu verdanken hat. Mit dabei sind unter anderem Gattin Rosmarie (77), die fünf Töchter samt Anhang "sowie jeder, der lustig ist zu kommen." Statt Geschenken wünscht sich der Weinfreund ("am liebsten Riesling halbtrocken") Spenden für die neue Kirchenorgel seines Heimatstadtteils Mariahof (auf das Konto 928200 der Sparkasse Trier, BLZ 58550130, Verwendungszweck "Förderkreis Orgelbau").

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