9000 Euro Steuergelder verpulvert

TRIER. Der Trierer Ausländerbeirat wird am 21. November neu gewählt. Doch ein großer Teil der in Trier lebenden Ausländer kennt das Gremium nicht oder weiß nur wenig darüber. Das zeigt eine Studie auf, die der Beirat seit zwei Jahren unter Verschluss hält.

"Kenne ich nicht" und "weiß zu wenig": Das waren die beiden häufigsten Antworten von Ausländern in Trier, als sie nach der Arbeit des Ausländerbeirats befragt wurden. Nur zehn von 79 Befragten bescheinigten dem Gremium "gute Arbeit". Vor zwei Jahren untersuchte der Trierer Soziologie-Professor Bernd Hamm im Auftrag des Ausländerbeirats die "Lage der ausländischen MitbürgerInnen in der Stadt Trier unter besonderer Berücksichtigung der Integration auf dem Arbeitsmarkt". Seit zwei Jahren liegt die Studie, die knapp 9000 Euro kostete, dem Ausländerbeirat vor. Hamm würde seine Ergebnisse publik machen, eine Veröffentlichung des Berichts lässt die Stadt aber nicht zu. Zu den Gründen der Geheimhaltung und den Vorgängen um die Studie will sich die Vorsitzende des Ausländerbeirats, Maria de Jesus Duran Kremer, nicht äußern. Unterdessen mutmaßt Bernd Hamm, dass die Untersuchung wegen ihrer Ergebnisse unter Verschluss gehalten wird. "Der Bericht macht deutlich, dass die größten Probleme nicht bei den EU-Ausländern liegen", sagt er. Wählen gingen aber nur diese und seien somit die Klientel der Vorsitzenden des Ausländerbeirats. Auf über 150 Seiten stellt die Studie, die dem TV vorliegt, die Situation der ausländischen Bevölkerung in Trier vor. Sie beschäftigt sich etwa mit Tendenzen der Zuwanderung, listet verschiedene Gruppen von Ausländern in Trier auf und gibt Empfehlungen, wie sich die Integration verbessern ließe. Die Forscher befragten 79 in Trier lebende Ausländer und führten Interviews mit 20 Experten von Verwaltung, sozialen Einrichtungen und Vereinen. "Die Studie ist eine Pilotstudie, sie ist nicht repräsentativ. Dafür ist die Stichprobenbasis zu schmal", erläutert Professor Hamm. Die Verfasser sind "überzeugt davon, dem Auftraggeber Informationen und Erkenntnisse liefern zu können, die die eingesetzten Mittel mehr als rechtfertigen".Stadt zahlt und vermeidet Rechtsstreit

Im September 2002 legte Hamm die Studie dem Trierer Ausländerbeirat vor. Nach einiger Zeit habe dieser Mängel kritisiert und sich geweigert, das vereinbarte Honorar von knapp 9000 Euro zu zahlen, sagt Hamm. "Es stellte sich heraus, dass das meiste auf böswilliges oder oberflächliches Lesen zurückzuführen war." Bei einer Vorstellung der Studie im Ausländerbeirat im November 2002 hätten sich die Kritikpunkte "bis auf Kleinigkeiten klären lassen". Trotzdem habe ihm der Ausländerbeirat im Januar 2003 mitgeteilt, dass nicht alle vereinbarten Ziele erfüllt seien. Hamm holte seinerseits ein Gutachten vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück ein. Danach entspricht der Untersuchungsbericht den vertraglich vereinbarten Leistungen. Nachdem Hamm mit einer Klage gedroht hatte, teilte im April 2003 Oberbürgermeister Helmut Schröer mit, dass die Stadt bereit sei, das vereinbarte Honorar zu zahlen. In dem Brief, der dem TV vorliegt, schreibt Schröer, "Abschließend möchte ich nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, dass nach der vertraglichen Vereinbarung das alleinige Verwertungsrecht an der vorgelegten Studie der Stadt Trier zusteht. Damit ist eine Weiterverbreitung Ihrerseits nicht zulässig. Ich bitte dies zu beachten." Gezahlt habe die Stadt, um einen Rechtsstreit zu vermeiden, erklärt Pressesprecher Hans-Günther Lanfer auf TV -Anfrage. Geschehen sei mit dem Gutachten nichts.

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