Ab durch die Schleuse!

TRIER. Neue Wege in der Frage der Abfallentsorgung beschreitet eine Trierer Hausverwaltung. Eine gerechtere Abrechnung nach dem Verursacher-Prinzip sowie konsequentes Mülltrennen sind das Ziel der so genanntenZwickauer Müllschleuse.

Von ihren schwarzen Hausmüll-tonnen haben sich die Bewohner der Häuser Schützenstraße 37 bis 39 und 36 a in Trier-Ost gestern getrennt. Statt dessen werden die 35 Wohneinheiten künftig ihren Hausmüll ausschließlich in einem 770-Liter-Container entsorgen, der auch bisher bereits auf dem Platz neben den Mehrfamilienhäusern stand. Neu ist allerdings, dass dieser Stahl-Container, aufgestellt vom Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (A.R.T.), eine "Einhausung" erhalten hat, in der er komplett verschwindet und fest verschlossen ist.Entsorgen auf Knopfdruck

Die Hausbewohner haben von Frank Bräuer, Geschäftsführer der Bräuer Hausverwaltungs-GmbH, Chip-Karten bekommen, die ihnen "Zugang" zum Container gewähren. Das Prinzip ist einfach und für jeden sofort nachvollziehbar: Wer seinen Müllbeutel loswerden möchte, presst die Chipkarte auf einen an der Containervorderseite angebrachten Knopf. Daraufhin öffnet sich eine Klappe, die Tüten, Säcke oder andere Behältnisse mit maximal zehn Litern Inhalt fasst. Wer darüber hinaus weiteren Abfall loswerden möchte, muss erneut den Knopf drücken.In einer Testphase bis Ende des Jahres wird der Container zunächst wöchentlich geleert. Anschließend möchte Bräuer auf einen 14-Tage-Rhythmus umstellen. Der Hausverwalter: "Bis Ende des Jahres weiß ich dann auch, wie das neue System angenommen wird und wie die Anwohner damit zurecht kommen." Als das System vor wenigen Tagen installiert und den Mietern vorgestellt wurde, seien die Reaktionen positiv gewesen. "Vor allem die alleinstehenden Mieter begrüßen es, weil sie sich davon eine differenziertere und gerechtere Abrechnung erhoffen", erläutert Bräuer.Die Ersparnis sowie eine konsequente Müll-Trennung sind oberstes Ziel des Patents"Zwickauer Müllschleuse". Neu ist das System in der Stadt Trier - in Süddeutschland hingegen ist es seit Jahren etabliert. Nach Auskunft Bräuers sind allein in Freiburg 250 Müllschleusen aufgestellt. "60 Prozent Restmüll werden dadurch in Freiburg eingespart", berichtet Bräuer.Der Hausverwalter ist auf der Suche nach einem intelligenten Entsorgungs-System im Internet auf die "Zwickauer Müllschleuse" gestoßen. "Wir hatten Probleme mit der Müllentsorgung bei einem Wohnobjekt, das privat und gewerblich genutzt wird. Deshalb habe ich mich im Internet umgesehen", sagt Bräuer. Die spezielle Software zum Ein- und Auslesen der gesammelten Daten hat die Bräuer Hausverwaltungs-GmbH selbst angeschafft: "Diese Kosten legen wir nicht auf die Mieter um."Zum 31. Dezember wird Bräuer per Laptop die Müll-Daten "aus dem Container ziehen". "Dann wird die erste, genau nach Nutzung aufgeschlüsselte Abrechnung für die Mieter ermittelt. Ich schätze an dem System den ökologischen und finanziellen Vorteil", sagt er. Gleichwohl räumt Bräuer ein, dass sich wegen der vergleichsweise niedrigen Müllgebühren in Trier der Anreiz zum Sparen in Grenzen halte. Zudem sieht er die Gefahr, dass an der Müllschleuse vorbei entsorgt wird. "Wir können wenig dagegen machen, wenn die Mieter ihre Mülltüten neben den Container stellen oder ihn anderweitig entsorgen. An sozialen Brennpunkten macht die Schleuse deshalb wenig Sinn."A.R.T.-Geschäftsführer Maximilian-G. Monzel kennt das System, betont jedoch, dass die A.R.T. als Gefäßgesteller keine Systeme einführt. "Aber wir begrüßen diese Entwicklung sehr, zumal das System dem Grundsatz ‚Vermeiden vor verwerten vor beseitigen' nachkommt." Gleichwohl bezweifelt er, dass sich das System durchsetzt. "Der monetäre Vorteil ist derzeit zu gering. Nach dem Landkreis Bitburg sind wir zweitgünstigster Anbieter."

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