Aber aber, Herr Struck …

TRIER. (rm.) Einen Hauch von kaltem Krieg verbreitet die Bundeswehr am Kurfürstlichen Palais. Für eine Fernmelder-Übung hat sie einen Sicherheitsbereich abgegrenzt und droht bei Betreten mit Schusswaffengebrauch.

Passanten schütteln den Kopf. "Die haben wohl 'nen Knall", meint eine ältere Dame. Nicht die Absperrung und der Umweg, den sie nun nehmen muss, stören sie, sondern das, was auf den Schildern steht: "Militärischer Sicherheitsbereich. Unbefugtes Betreten verboten. Vorsicht! Schusswaffengebrauch!" Gezeichnet: Der Bundesminister der Verteidigung. Gut finden das nur einige Kinder, die vom nahe gelegenen Spielplatz aus gespannt beobachten, was passiert. "Aber ich habe noch Keinen mit einer Pistole gesehen", staunt der kleine Thomas. Uniformierte sind nicht zu erblicken. Auf Militärpräsenz schließen lassen lediglich eine 30 Meter hohe Mobil-Antenne und ein neben dem Palais geparktes Bundeswehr-Fahrzeug. Hartmut und Regina Kaeding aus der Ostallee fühlen sich dennoch bedroht: "Man kann doch nicht einfach einen öffentlichen Weg sperren und auf solche Weise die Leute einschüchtern. Aber eigentlich ist das eher albern." Was das Ganze soll, weiß in Trier zunächst (offiziell) niemand. Miriam Lange, Sprecherin der im Kurfürstlichen Palais residierenden Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD): "Wir haben mit der Sache nichts zu tun!" Aufklärung gibt es schließlich bei Uwe Schmelzeis, Pressesprecher des Wehrbereichs-Kommandos II in Mainz. Demnach probt ein Richtfunk-Trupp im Rahmen der groß angelegten Katastrophenschutz-Übung "Florian", was die Bundeswehr tun kann, wenn zivile Telefon-Anlagen ausfallen. Die Schilder-Beschriftung sei vorschriftsgemäß: "Das sind die üblichen Warnschilder, wie wir sie auch etwa bei Übungen im freien Gelände zu verwenden haben." "Krieg spielen wir nicht innerhalb der Absperrung", versichert Schmelzeis; "Aber wir müssen üben." Und das noch bis Freitagnachmittag.

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