Abneigung wächst

TRIER. (thk) "Antisemitismus aus gutem Haus" war der Titel eines Vortrags des Autors und Journalisten Peter Bierl in der Tuchfabrik. Veranstalter waren der Dörrwies e. V. und die Deutsch-Israelische Gesellschaft Trier in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz.

Bierl (Foto: Thorsten Klein) erinnerte daran, dass es in den vergangenen Jahren weltweit, besonders in Europa, eine Welle von antisemitischen Vorfällen gab, darunter Übergriffe auf jüdische Mitbürger in Frankreich und die Anschläge auf Synagogen in Istanbul. Auch in Deutschland habe es seit 1990 einen Anstieg von antisemitisch motivierten Straftaten gegeben. Im Jahre 2001 habe die Anzahl dieser mit 1600 den höchsten Stand nach 1945 erreicht. Dass Antisemitismus auch heute noch ein weit verbreitetes Gedankengut ist, belegt nach der Meinung des Journalisten eine erst kürzlich veröffentlichte Studie im Auftrag der europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC). "15 bis 20 Prozent der Deutschen haben danach ein geschlossenes antisemitisches Weltbild", so Bierl. Doch es habe sich eine weitere Form des Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft etabliert: Der so genannte "sekundäre Antisemitismus". Er habe die Relativierung der NS-Verbrechen zum Ziel. Die Träger dieser neuen Form hätten im Unterschied zum "Stammtisch Antisemitismus" oder zum Antisemitismus der Nazi-Szene in der Gesellschaft eine meinungsbildende Funktion. Als Beispiel hierfür nannte Bierl die Rede von Martin Walser bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1998 in Frankfurt sowie die Ansprache des damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann im vergangenen Jahr. Alle diese Reden versuchten, den Holocaust als eine Gewalttat unter vielen einzuordnen und die Deutschen als Opfer darzustellen, statt die historische Einzigartigkeit der NS-Verbrechen zu thematisieren. Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich mit den rund eine rege Diskussion .

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