Abschied nach 22 Jahren

TRIER. Der Landkreis Trier-Saarburg braucht bald einen neuen Landrat. Richard Groß wird am 31. Dezember 2005 - einen Tag nach seinem 65. Geburtstag - in den Ruhestand treten. Er hat das Amt des Landrats 1983 übernommen.

Ist er amtsmüde? Möglicherweise sogar krank? Gibt es vielleicht Ärger in der CDU? Richard Groß begegnet Fragen dieser Art mit genau der Mischung aus Belustigung und Erhabenheit, die seine Kontrahenten bei hitzigen Kreistagsdebatten auf die Palme bringen konnte. "Ich habe auf die volle Ausschöpfung meiner bis November 2009 laufenden Amtsperiode verzichtet und werde Ende 2005 nach 22 Jahren als Landrat in den Ruhestand gehen", teilt er mit. Tonfall und Mimik sind dieselben wie immer, weder Gram noch Verdruss sind herauszulesen. "Es schadet nichts, wenn ein junger Amtsinhaber mit neuen Ideen auf den Plan tritt."Kreistag legt Wahltermin fest

Damit ist der Wahlkampf eröffnet. Der Nachfolger von Richard Groß wird direkt gewählt, der Gesetzgeber schreibt einen Zeitraum von drei bis neun Monaten vor dem Ausscheiden des amtierenden Landrats vor. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion legt einen Wahltermin fest, der auf einem Vorschlag des Kreistags basiert. Dieses Thema steht bereits auf der Tagesordnung der Kreistags-Sitzung vom 20. Dezember. Günther Schartz, CDU-Kreisvorsitzender und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, wird schon seit einiger Zeit als Kandidat für das Amt des Landrats gehandelt. "Das Votum meiner Partei ist für mich ausschlaggebend", sagt Schartz auf TV -Anfrage. Der Kreisvorstand wolle das Thema in der nächsten Woche besprechen. Mehr lässt sich der Christdemokrat zur Zeit nicht entlocken, und auch Groß hält sich aus der Kandidatendiskussion heraus: "Das geht mich nichts an. Die Parteien und natürlich letzten Endes die Wähler werden bestimmen, wer Nachfolger wird." Kurze Pause. "Oder Nachfolgerin. Ich möchte die Frauen auf keinen Fall ausschließen." Die SPD im Landkreis gibt sich trotz hoher Verluste bei der Kommunalwahl 2004 optimistisch und kämpferisch. "Selbstverständlich werden wir einen eigenen Kandidaten präsentieren", sagt Fraktions-Chef Alfons Maximini. Überrascht haben ihn die Pläne des Landrats nicht: "Ich hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt den Eindruck, man drängt ihn in den Ruhestand." Maximini rechnet sich gute Chancen für einen SPD-Landrat aus. "2001 mussten wir gegen einen langjährigen Amtsinhaber antreten und haben trotzdem 37,5 Prozent geholt. 2005 ist die Lage wesentlich besser." Und wer soll gegen Günther Schartz antreten? Dazu momentan noch kein Kommentar."Leben nach dem Amt"

Richard Groß im Ruhestand - an diesen Gedanken wird man sich auf der politischen Bühne erst noch gewöhnen müssen. "Nach 22 Jahren kann man es sich gar nicht mehr vorstellen, dass jemand anderes als Richard Groß Landrat ist", sagt der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster. Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer spricht von einem "sehr guten Verhältnis" und stellt fest: "Es gibt schließlich auch ein Leben nach dem Amt. Ich kann diesen Schritt sehr gut nachvollziehen." Doch noch ist der Landrat im Amt - und denkt nicht daran, zurückzuschalten. "Es soll bitte niemand erwarten, der Landrat werde in Erwartung seines Ruhestands jetzt schon innere Einkehr halten und es langsamer angehen lassen", sagt er. "Ich werde bis zum letzten Tag Gas geben und frühestens in der Silvesternacht 2005 damit beginnen, langsam abzuschalten. Für wortgewaltige Rückblicke und Bilanzen habe ich jetzt noch gar keine Zeit."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort