Abschied vom Erdgas

TRIER. (DiL) Ein Mariahofer "Unikum" steht vor dem Aus: Nur im Höhenstadtteil verfügten die Bürger über zwei komplette Versorgungsnetze bei der Heizenergie: Fernwärme und Erdgas. Nicht mehr rentabel, sagen die Stadtwerke. Sie wollen aus dem Erdgas aussteigen.

Wie es zu der Doppelversorgung kam, kann sich Franz-Josef Krempchen, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken, heute auch nicht mehr erklären. Zwei leitungsgebundene Energieträger parallel - das sei "schon ungewöhnlich". Jahrelang ließ man das Angebot bestehen, doch bei der Heizung setzte sich die Fernwärme aus dem Block-Heizkraftwerk klar durch. Dennoch blieben vereinzelte Gas-Nutzer übrig, zum Beispiel bei der Warmwasserbereitung und beim Kochen. "Eine verschwindend geringe Zahl", glaubt allerdings Ortsvorsteherin Maria Marx. Die meisten Haushaltsanschlüsse seien heute "nur noch Lehrrohre". Auch die Stadtwerke sprechen von einer "kleinen Absatzmenge". Und dafür lohnen sich keine großen Investitionen. Die aber wären bald fällig, sagt Franz-Josef Krempchen. Denn das Mariahofer Gasnetz sei "dringend sanierungsbedürftig, und zwar komplett". Das kostet viel Geld, und die Stadtwerke müssen zurzeit jeden Euro umdrehen. Jetzt die Gasleitungen aufwändig erneuern? "Da können wir das Geld auch gleich vergraben und vernichten", meint der Vertriebschef. Lieber wolle man die Mittel in die "Ertüchtigung des Fernwärme-Netzes investieren". Die ersten Konsequenzen hat man schon gezogen. Wer jetzt noch Erdgas neu beziehen will, beißt bei den Stadtwerken auf Granit. "Wir bedauern, dass wir sie nicht beliefern können", teilte der Energieversorger dem Mariahofer Karl-Heinz Hohaus mit. Er wollte, nachdem er vor sieben Jahren seine Warmwasserversorgung auf Strom umgestellt hatte, wieder auf Erdgas wechseln - aus Kostengründen. Nichts mehr zu machen, heißt es in der Ostallee. Hohaus ist sauer: "Bei uns liegen noch alle Leitungen, und die Erschließungskosten haben wir schließlich mit bezahlt." Bei den Stadtwerken sieht man keinen Handlungsspielraum - im Gegenteil: Demnächst sollen Gespräche mit den verbleibenden Gas-Nutzern geführt werden, um sie von einer Umstellung zu überzeugen. Dass nicht alle begeistert sein werden, ahnt auch Franz-Josef Krempchen: "Wer sein Leben lang auf Gas gekocht hat, wird sich ungern umstellen." Dennoch hofft er auf die Einsicht seiner Klientel. Wo dem jeweiligen Haushalt durch eine Umstellung auf Strom und Fernwärme besondere Kosten entstehen, signalisieren die Stadtwerke Gesprächsbereitschaft. "Wir wollen unseren Kunden da helfen", kündigt Krempchen an. Auf keinen Fall", das verspricht er, "läuft es nach dem Prinzip friss oder stirb."

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