Abschied des Trierer Polizeipräsidenten Schömann: Vom Polizisten zum guten Hirten? (Fotostrecke)

Trier. · Nach fast 50 Jahren im Polizeidienst Polizeipräsident Lothar Schömann am Freitag mit vielen lobenden Worten von Ehrengästen und Weggefährten verabschiedet worden. Für Gesprächsstoff sorgt sein angebliches neues Ruhestands-Hobby.

 Verabschiedung von Lothar Schömann (mitte) und Einführung des neuen Polizeipräsidenten Rudolf Berg (2.v.r.), daneben Staatssekretär Günther Kern, links Bischof Stephan Ackermann und Oberbürgermeister Wolfram Leibe. TV-Foto: Friedemann Vetter

Verabschiedung von Lothar Schömann (mitte) und Einführung des neuen Polizeipräsidenten Rudolf Berg (2.v.r.), daneben Staatssekretär Günther Kern, links Bischof Stephan Ackermann und Oberbürgermeister Wolfram Leibe. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Für den größten Lacher sorgt Lothar Schömann selbst. Viele ernste Worte sind schon über den scheidenden Polizeipräsidenten gesagt, da erzählt Schömann eine Anekdote aus seiner Zeit auf Streife in Ludwigshafen. Zusammen mit einem älteren Kollegen sollte er einen randalierenden Mann stoppen.

Schömanns Kollege wusste sich nicht anders zu helfen, als dem Mann in den Arm zu beißen. "Der Übeltäter ist dann mit dem Gebiss des Kollegen im Arm geflüchtet", lacht Lothar Schömann - und mit ihm der ganze, mit vielen Ehrengästen und Weggefährten gefüllte Rokokosaal im Kurfürstlichen Palais.

Die Anekdote steht nicht nur für den etwas verschmitzen Humor des gebürtigen Eifelers Schömann, sondern auch für seine Laufbahn, die ihn vom Streifenpolizisten über die verschiedensten Stationen im Polizeidienst, im Innenministerium und beim Staatsschutz schließlich 2010 als Polizeipräsident nach Trier führte.

48 Jahre und drei Monate Polizeidienst liegen hinter Schömann. "Nicht jeder Tag war nur reine Freude", sagt er - aber die positiven Erinnerungen überwiegen. "Ich bin jeden Tag, auch heute, gerne Polizist gewesen und gerne zur Arbeit gegangen", sagt Schömann, wobei letzteres wörtlich zu nehmen ist, denn tatsächlich führt ihn sein Weg vom Wohnhaus auf dem Petrisberg jeden Morgen durch Trier-Ost zu Fuß zum Polizeipräsidium. Das Amt als Polizeipräsident habe er immer als Dienstleistung am Bürger verstanden, sagt Schömann und vergisst nicht den Dank an die 1400 Mitarbeiter des Präsidiums. "Ein Präsident ist nur im Team erfolgreich", sagt Schömann und dankt namentlich auch vielen Mitarbeitern seines engsten Führungsstabes.

Viele Gäste aus den Nachbarländern

Wie gut vernetzt Schömann und seine Behörde waren und sind, lässt sich nicht nur an den Worten mehrerer Redner ablesen, sondern schon am Blick auf die Gästeliste. Aus Frankreich, Luxemburg, Belgien und dem Saarland sind Polizeichefs angereist, Bundeswehr, US-Airforce, die Kammern, die Arbeitsagentur und die Universität sind vertreten - und zahlreiche Polizeiführungskräfte aus dem Land.

So gesehen dürfte das Palais am Freitag zu den sichersten Orten in Rheinland-Pfalz gehört haben. An vier Wochen, in denen die Trierer Innenstadt die kriminalstatistisch sicherste weit und breit gewesen sei, erinnert in seinem Grußwort der Trierer Bischof Stephan Ackermann und erzählt damit zugleich von einem der größten Einsätze in Schömanns Trierer Zeit: der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012. Dass kriminalstatistisch fast nichts passiert sei, "das lag am Sicherheitskonzept, an der guten Vorbereitung, der Heilig-Rock-Wache in der Palaststraße und auch an den Tausenden von geleisteten Überstunden", lobt Ackermann und bedankt sich dafür bei Schömann.

Der Polizeipräsident habe immer den Menschen in den Mittelpunkt gestellt, sagt der Bischof, und ist sich in dieser Einschätzung mit Peter Kretz einig, dem Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats. Wertschätzung sei ein wesentliches Anliegen des Polizeipräsidenten gewesen, sagt Kretz.

Viel Lob von allen Seiten

Als "Menschenfreund" lobt auch der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe Lothar Schömann. Mit Augenmaß und Kompetenz sei Schömann Probleme angegangen. Bestes Beispiel ist für Leibe der Umgang mit den Alkohol- und Randale-Problemen an Weiberfastnacht 2012. Jürgen Schmitt, Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, lobt Schömann als "Polizisten mit Herz und Verstand". Günter Kern, Staatssekretär im Innenministerium, überbringt Schömann in Vertretung von Minister Roger Lewentz (wegen des Flughafens Hahn in Mainz unabkömmlich) die Entlassungsurkunde und vergisst in seinen Dankesworten auch nicht Schömanns Frau Angelika.

Ins Amt eingeführt wird am Freitag auch gleich Schömanns Nachfolger Rudolf Berg, ein gebürtiger Trierer, der nach vielen Stationen im Land ab dem 1. Mai das Präsidium zunächst - wie üblich - ein halbes Jahr auf Probe führen wird. Bis dahin wird er in seiner bisherigen Funktion als stellvertretender Leiter des Landeskriminalamtes noch gebraucht. Das Trierer Präsidium weiß Günter Kern mit Schömanns Stellvertreter Franz-Dieter Ankner für den einen Monat bis dahin noch in guten Händen. Kern wünscht Rudi Berg "gute Nerven, Gesundheit, viel Glück und Erfolg", und er sichert ihm die volle Unterstützung des Landes zu. In seiner Geburtsstadt Polizeipräsident zu werden, sagt Berg, "ist sicher ein Highlight". Er freue sich auf die Aufgabe und die täglich neuen Herausforderungen. Sabine Bamberg am Piano und das Blechbläserquintett des Landespolizeiorchesters sorgen bei der Verabschiedung und dem anschließenden Empfang für den guten Ton.

Gesprächsstoff liefern die in mehreren Reden angedeuteten Ruhestandsbeschäftigungen Lothar Schömanns. Neben dem Schreiben eines Buches ist da auch die Rede davon, Schömann wolle demnächst vielleicht eigene Schafe halten. Vom Polizeipräsidenten zum guten Hirten - das ist doch mal eine Perspektive.

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